Wien - Die Oesterreichische Kontrollbank (OeKB) schüttet an ihre Teilhaber für das Jahr 2011 eine Dividende von 20 Mio. Euro aus. Das sagte OeKB-Vorstand Johannes Attems im Klub der Wirtschaftspublizisten. Der Jahresüberschuss vor Steuern (EGT) betrug im vergangenen Jahr 65 Mio. Euro (2010: 93 Mio. Euro), der Konzernjahresüberschuss 50 Mio. Euro (2010: 72 Mio.) und die Bilanzsumme 37,98 Mrd. Euro (2010: 35,80 Mrd.).

"Der Überschuss ist zwar geringer ausgefallen als 2010, aber völlig ausreichend", erklärte Attems. Die Prognosen für 2010 hätten zudem schlechter ausgesehen als die tatsächlich erwirtschafteten Ergebnisse. "Aber beide Hauptthemen unseres Hauses - Export- und Kapitalmarktservice - sind mit der Krise konfrontiert." Schadensfälle in der Exportfinanzierung "sind wie immer da, aber keine Großen", so der Vorstandschef. Die Schadenszahlungen betrugen voriges Jahr 135 Mio. nach 111 Mio. Euro im Jahr 2010.

Gute Entwicklung im Neugeschäft

4,7 Mrd. Euro Exporthaftungen wurden 2011 zugesagt, nach 3,9 Mrd. Euro 2010. Der Außenhandel sei neben Innovationen ein wesentlicher Wachstumsaspekt der Risikokapital brauche - "was oft vergessen wird", sagte Attems. Im Neugeschäft 2012 gebe es eine gute Entwicklung, "die sich aber nicht 1 zu 1 in unserer Bilanz niederschlagen wird, da heuer Rückzahlungen aus alten Exportverträgen der Jahre 2007 bis 2010 anstehen - zwischen 1 und 2 Mrd. Euro, man wird sehen".

Das attraktivste Wachstum gebe es in China, Korea, Vietnam, Nahost, der Türkei - vor allem bei Produkten der Medizin-, Umwelt-, Abwasser- und Energietechnik. Wann sich Ägypten und Libyen wieder stabilisieren würden, sei nicht absehbar.

In Sachen Kapitalmarktservice gehe es seit der Krise um das "Erhalten der Marktzugänge". Der Marktzugang sei für alle Emittenten schwieriger geworden. Das Exekutionsrisiko habe sich enorm erhöht. Auch erhöhten sich im Vorjahr die Aufschläge bei Emissionen: "Weil unsere Emissionen mit Garantien der Republik verkauft werden und deren Rating gesenkt wurde. Die Märkte haben darauf de facto aber sehr gelinde reagiert", erklärte Attems. "Auch wenn unsere Emissionen etwas teurer als deutsche sind." Im Nachbarland gebe es bereits eine Übernachfrage wegen des gedrückten Preises.

Für Verbleib Griechenlands in der Eurozone

Vor allem aus Asien sei die Nachfrage an Euro-Emissionen aber insgesamt gesunken. "Es braucht Überzeugungsarbeit durch Taten - potenzielle Käufer müssen vom Wachstumspfad Europas überzeugt werden. Sie sind aber verwirrt, weil unbekannt ist, wie es weitergeht", so Attems. "Um die Volatilität zu senken, ist eine Harmonisierung der Wirtschaftspolitik in Europa ein klares Ziel." Aber die "Nahtstelle" Deutschland-Frankreich sei etwas brüchiger geworden. Die Eurobonddiskussion sei ebenso "diffus". Eine gesamtschuldnerische Haftung sei nicht in Sicht, da die europäische Integration noch nicht weit genug gediehen sei. "In X Jahren dürfte es so weit sein", so der Bankchef.

Zur Krise in Griechenland meinte Attems, es sei unsinnig, aus der Eurozone auszutreten. "Die Umschuldung macht sicher Sinn. Außerdem sind wir in Europa eine Solidargemeinschaft - wenn hätte man ursprünglich den Beitritt Griechen zum Euro diskutieren sollen, aber der ist gegessen."

In Sachen der geplanten neuen Regeln zum Verschuldungsgrad von Banken im Rahmen von Basel III ("Leverage Ratio", eine Art maximale Verschuldungsquote), befinde sich die Kontrollbank "noch in Diskussion", so Attems. "Es geht darum, bundesunterlegte Aktiva anders zu behandeln als Unfundierte." Die Leverage Ratio, die das Verhältnis der Verschuldung zum vorhandenen Eigenkapital zeigt, soll aber erst 2018 Gültigkeit erlangen. (APA, 23.5.2012)