Paris - Die neue französische Regierung will noch vor der Parlamentswahl Mitte Juni die Rente mit 60 für langjährige Beitragszahler ermöglichen. Der sozialistische Premierminister Jean-Marc Ayrault sagte am Mittwoch im Radiosender RTL, ein entsprechendes Dekret solle innerhalb der nächsten drei Wochen verabschiedet werden. Das Dekret soll Beitragszahlern, die 41 Jahre eingezahlt haben, die volle Pension bereits mit 60 Jahren erlauben.

Die Anfang Mai abgewählte konservative Vorgängerregierung hatte das Pensionseintrittsalter trotz massiver Proteste von 60 auf 62 Jahre angehoben. Der Chef der konservativen UMP, Jean-Francois Copé, kritisierte im Radiosender Radio Classique, dass die Sozialisten mit ihrer Entscheidung die "Büchse der Pandora" öffneten. Die Gewerkschaften wollten nun noch weiter gehen, doch "die Wahrheit ist, dass wir keinen einzigen Euro haben, um das alles zu bezahlen", sagte Copé.

Sozialkonferenz im Juli

Nach Angaben von Ayrault führt Sozialministerin Marisol Touraine bereits Gespräche mit den Gewerkschaften. Der Regierungschef will nächste Woche die Gewerkschaften ebenfalls empfangen. Noch vor Mitte Juli soll eine "große Sozialkonferenz" zu den Themen Arbeit, Ausbildung und Pensionen folgen.

Der sozialistische Präsident Francois Hollande hatte Absprachen mit den Sozialpartnern zu Reformen auf dem Arbeitsmarkt angekündigt. Ob er seine Reformen durchsetzen kann, hängt vom Ausgang der Parlamentswahl ab, die in zwei Wahlgängen am 10. und 17. Juni stattfindet. (APA, 23.5.2012)