Wien - Schlägt man als Schüler ein Schulbuch auf, denkt man sich manchmal, dass diese Bücher ohne die Einbringung junger Menschen gemacht wurden. Die Reaktion darauf: oftmals Langeweile.

Anders ist es beim neuen Schulheft Ein Mensch ist ein Mensch zum Thema Rassismus und Antisemitismus von erinnern.at. An seinem Herstellungsprozess waren nicht nur Experten maßgeblich beteiligt, die Broschüre besteht zu einem Gutteil aus den persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen von Schülern.

Anfang des Monats wurde die Broschüre in den Räumlichkeiten des Bundesministeriums für Unterricht und Kultur der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Begrüßung war international: Karen Polak vom Anne-Frank-Haus in Amsterdam, Azra Januzovic von der OSZE und Werner Dreier vom Verein erinnern.at leiteten die Präsentation ein.

Um einen näheren Einblick in die Entstehung des Heftes zu bekommen, gab es anschließend eine Podiumsdiskussion mit einigen der beteiligten Schülern.

Die Motivation, an der Produktion mitzuwirken, verbindet alle Jugendlichen, sie wollen Vorurteile abbauen. Als essenziell betrachtet der Student Mohamed Abdel Keream den persönlichen Bezug zu dem Thema. Dadurch, dass die Jugendlichen in der Broschüre selbst zu Wort kommen und ihre Meinungen darlegen, könne man einen besseren Draht zu den Schülern aufbauen, so Keream.

Jeder der im Heft vertretenen Jugendlichen hat seine eigene Geschichte: Da ist Temitope Favour Adams, die in Lagos, Nigeria, aufgewachsen ist und seit vier Jahren in Österreich lebt, oder Doron Fischman, der jüdischen Glaubens ist, und Sami, dessen Wurzeln im Libanon liegen und der Muslim ist.

"Theoretische Informationen sind gut, aber der persönliche Kontakt ist besser", meint Adams in der Diskussion. Nur so könne man die Vorurteile abbauen, stimmt auch Keream ihr zu und fügt noch hinzu: "Bevor man über Muslime schimpft, soll man sich zuerst einmal mit einem Muslim unterhalten."

Institutioneller Rassismus

Rebecca Strobl spricht noch ein anderes Problem in Österreich an: den institutionellen Rassismus - etwa in Form von Abschiebungen von Familien, die schon gut integriert sind und das Land trotzdem wieder verlassen müssen.

Um diesen Ressentiments entgegenzuwirken, können Schulen einen Beitrag leisten und einen ungezwungenen Raum für den Dialog schaffen. Dies will das neue Schulheft unterstützen. (David Tiefenthaler, Nikolaus Trimmel, DER STANDARD, 23.5.2012)