Wien - Der österreichische Stahlhändler Bogner Edelstahl, der seit dem Jahreswechsel unter einer neuen operativen Führung steht, sucht nach einem Investor. "Das Echo ist gut - im Juni oder Juli werden wir die Due Diligence (Unternehmenswertprüfung, Anm.) machen und wir gehen davon aus, dass wir spätestens im Herbst einen Partner gefunden haben", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Peter Ostermann. Ostermann startete Ende 2009 im Aufsichtsrat des Familienunternehmens und arbeitete ein Turnaround-Konzept aus. Nun stehen bei Bogner Investitionen in Millionenhöhe und - ab 2013 - Wachstum auf dem Programm.

Ex-CEO Fritz Bogner hat den Beiratsvorsitz übernommen. Sein Bruder Georg Bogner, vormals ebenso Geschäftsführer, kümmert sich jetzt um die Beteiligungen des Stahlhandelsunternehmens. Deren Vater, Friedrich Bogner, ging im Dezember in Pension. Finanzgeschäftsführer ist seit zwei Jahren Robert Bormann. Das neue Management sei angetreten, "um die Rohertragsmarge in den Griff zu bekommen und das Wachstum voranzubringen", so Ostermann.

Wachstum in Osteuropa

Im Zuge der Partnersuche spricht Bogner selektiv Unternehmen an, mit denen es strategische Synergien gibt - die Edelstahlbedarf haben, Weiterverarbeiter sind oder auch komplementäre Handelsprodukte wie etwa Aluminium haben. Ein Produzent wird nicht gesucht. Von dem Investor sollen laut Bogner 8 bis 10 Mio. Euro kommen, mit denen die Eigenkapitalbasis für die Fortführung gestärkt werden sollen.

Ziel sei es nun, in CEE organisch zu wachsen, um bis 2017 dort einen Marktanteil von 9 Prozent zu erreichen. "In Österreich halten wir knapp unter 20 Prozent." Der Heimatmarkt stagniert und ist ein reiner Verdrängungsmarkt.

Für das Geschäftsjahr 2011/12 (per Ende Juni) erwartet Ostermann einen Umsatz von 110 Mio. Euro. Die abgesetzten Mengen liegen etwas über dem Vorjahr und sollen 50.000 Tonnen erreichen. "Wir haben allerdings dramatische Preisverfälle", berichtete der Unternehmenschef. Vor allem die Legierungszuschläge seien durch Nickel und Chrom sowie die Dollar-Euro-Relation getrieben. Ergebnismäßig werde man "schwächer" als im Vorjahr abschließen. "Das erste Halbjahr hat es uns verhagelt, im zweiten habe ich übernommen", so Ostermann. "Das Unternehmen wird in Richtung Wachstum restrukturiert - das heißt, wir haben dieses Jahr einige Bereinigungen." 2012 sei "das Turnaround-Jahr", ab 1. Juli gehe es los.

Im Geschäftsjahr 2010/11 hatte Bogner Edelstahl - nach der Krise 2009 - mit 102,7 Mio. Euro Umsatz wieder das Vorkrisenniveau und die Gewinnzone erreicht - "wohl wissend, dass das nicht ganz nachhaltig ist und wohl wissend, dass wir Bogner in eine neue Unternehmensgröße führen müssen", betonte Ostermann. Der Jahresüberschuss belief sich auf 227.000 Euro - nach einem Minus von 4,1 Mio. Euro im Jahr davor. "De facto hätte man locker 1 Mio. Euro machen können - man hat den Aufwind nicht in ausreichendem Maß genützt", kritisierte der Neo-Chef. (APA, 23.5.2012)