Wien - Auf Roadshows ist die Formel 1 ja prinzipiell spezialisiert. Besonders überzeugend müssen jene zur Vorbereitung des Börsenganges ausfallen, die am Dienstag anhoben. Im März hatte Bernie Ecclestone Singapur als Ort für die Erstemission vorgeschlagen. 2006 war der Brite vom Luxemburger Finanzunternehmen CVC Capital Partners als zuständiger Geschäftsführer eingesetzt worden. CVC hält 63,4 Prozent am Zirkus.
Gerüchten zufolge soll aber jüngst BlackRock, der in New York ansässige weltgrößte Vermögensverwalter, eingestiegen sein. CVC habe Anteile im Wert von 1,6 Milliarden Dollar an BlackRock und zwei weitere Investoren verkauft und damit seine Beteiligung auf 40 Prozent reduziert. 20 Prozent der Anteile hält die US-Bank JPMorgan, zehn Prozent die Familie Ecclestone. Der von den Beteiligten noch nicht bestätigte Anteilsverkauf lege einen Unternehmenswert von rund 9,1 Milliarden Dollar zugrunde, berichtete die Internetseite Finance Asia.
Realistisch
Diese Annahme lässt Ecclestones Pläne, durch Platzierung von 25 bis 30 Prozent der Anteile rund drei Milliarden Dollar an der Börse einzusammeln, durchaus realistisch erscheinen. Finanzexperten warnen allerdings vor Euphorie und verweisen auf die allerdings erst jungen Erfahrungen mit den Papieren des sozialen Netzwerks Facebook, die seit dem Börsengang an der Wall Street am vergangenen Freitag mehr als zehn Prozent ihres Wertes verloren haben. "Ich denke, es könnte ähnlich laufen wie bei Facebook", sagte Justin Harper, ein Marketingstratege an der Börse in Singapur. Es könne wohl sein, dass die Formel 1 am Markt nicht die Unterstützung für einen Börsengang habe. "Ich wäre im Moment sehr vorsichtig."
Auch Niki Lauda neigt prinzipiell zur Vorsicht, einen Vergleich der Börsengänge von Facebook und der Formel 1 bezeichnet der Experte als "an den Haaren herbeigezogen". Der "dritt-tollste Börsengang" sei ja nicht gescheitert, weil die Aktie flott zehn Prozent verloren habe. "Das ist normal", sagte der 63-Jährige.
Margen stimmen für Lauda
Die Formel 1 ist für Lauda, der dreimal ihr Weltmeister war, ein weltweit operierendes Unternehmen, das mit jährlichen Umsatzsteigerungen und beständig höheren Margen aufwarten könne.
Tatsächlich hat die in der Finanzholding Delta Topco zusammengeschlossene Formula One Group, die auch die Verträge mit Fernsehsendern, Rennstrecken und Sponsoren aushandelt, Umsatzsteigerungen von bis zu 30 Prozent jährlich vorzuweisen. Für 2010 wurden 1,6 Milliarden Dollar angegeben. Der Gewinn vor Steuern lag bei rund 540 Millionen, wovon rund die Hälfte an die Teams ausgeschüttet wurde.
Auch wenn diese Ausschüttungen vertraglich festgesetzt von Jahr zu Jahr steigen, geht es für Lauda jedenfalls geschäftlich in die richtige Richtung. "Es gab in den letzten zehn Jahren immer Profit." Ob er angesichts dessen selbst F1-Aktionär werden würde? "Man muss sich die Zahlen genau anschauen. Wenn sie so sind, wie ich glaube, müsste man sich das überlegen." (Sigi Lützow, DER STANDARD, 23.5.2012)