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Wie viel wird das "GTA" der nächsten Generation kosten?

Foto: AP Photo/Paul Sakuma

Mit jeder neuen Konsolengeneration werden die Möglichkeiten der Videospielproduktion größer. Dadurch sind in den vergangenen Jahren auch die Entwicklungsbudgets angestiegen. Der Mehraufwand, der durch den Sprung von SD-Grafik auf hochauflösende Grafiken entstanden ist, wurde zum Start der Xbox 360 und PlayStation 3 zum Teil durch höhere Spielepreise abgefangen. Bis zu 70 Euro müssen Konsumenten heute für ein neues Game hinlegen. Stellt sich also die Frage, ob mit dem nächsten Generationssprung auf "PS4" und "Xbox 720" abermals die Preise steigen.

Budgets werden zunächst nicht größer

Dies wird vor allem damit zusammenhängen, ob die Produktionskosten ebenfalls abermals steigen. Dass dies nicht zwingend der Fall sein muss, erklärte Ubisoft Chef Yves Guillemot vergangene Woche im Rahmen einer Investoren-Meetings. Demnach sei zum Start der neuen Generation zunächst keine große Bewegung zu erwarten. Anfangs könne man ziemlich einfach (und günstig) von der höheren Leistung der Hardware profitieren, ohne massiv in die Entwicklung investieren zu müssen. Teuer werde es erst gegen Ende eines Zyklus, wenn die Hersteller gezielt auf die Vorzüge der Plattformen eingehen, Innovationen vorantreiben und den Aufwand erhöhen, um sich vom Mitbewerb abzuheben. "Was wir sehen ist, dass Studios erst am Ende eines Zyklus immer aufwändigere Games entwickeln, um sich von der Konkurrenz zu unterscheiden", sagt Guillemot. Anfangs "muss man weniger in die Größe eines Spiels investieren und kann dennoch ein wirklich tolles Erlebnis bieten". "Das bedeutet, am Anfang dieser Generation werden wir bei den Launch-Games keine "(Budget-) Steigerung verzeichnen - oder nur einen sehr kleinen Anstieg", sagt der Ubisoft-CEO.

Spielepreise bleiben gleich, dennoch werden Spieler mehr zahlen

Mittelfristig werde man mehr Funktionalitäten der neuen Konsolen nutzen, was die Entwicklung aufwändiger mache. Dies würde man durch neue Einkommensquellen abfangen. "Das wird dadurch kompensiert, dass wir in der Lage sind, den Umsatz pro Nutzer (ARPU) zu erhöhen", so Guillemot. Anstelle einer Steigerung des Anschaffungspreises solle dies durch die Integration von Online-Features geschehen. Eine Möglichkeit ist etwa der Verkauf von Zusatzinhalten oder Mikrotransaktionen für weitere Spielgegenstände. "Mit der Inkludierung von Social-Gaming werden Leute mehr als nur für die Anschaffung eines Titels Geld ausgeben. Sie werden dazu in der Lage sein, auch im Spiel noch Gegenstände zu kaufen."

Das dieser Ansatz funktioniert, zeigen heute bereits einige Free-to-play-Spiele wie "Die Siedler Online" oder "World of Tanks", die kostenlos spielbar sind, aber sehr lukrative In-Game-Verkäufe generieren. Auf der vergangenen Branchenmesse E3 2011 erklärte Guillemot im Interview mit derStandard.at, dass einige Spieler sogar mehr in vermeintliche "Gratis-Games" investieren, als in konventionelle Spiele. "Das Konzept ist interessant, da sie manchen Kunden praktisch eine unbegrenzte Menge an Inhalten verkaufen können. Manche stecken 1.000 Euro in ein Spiel, weil sie ihre Spielwelt erweitern wollen. Auf der anderen Seite, verdient man durch andere Kunden gar nichts. Aber tatsächlich generieren manche Games mehr Umsatz mit diesem System, als typische PC-Spiele."

Konsole auf Raten

Daneben befürwortet Guillemot Ansätze, die Konsolen selbst erschwinglicher machen. Microsoft startete erst Anfang Mai eine Aktion in den USA, bei der Konsumenten die Xbox 360 mit Kinect um 99 US-Dollar statt um 299 Dollar erwerben können. Daran gebunden ist ein Zweijahresvertrag zu 15 Dollar pro Monat inklusive einer Xbox Live Gold-Mitgliedschaft für diverse Online-Services. Von gestützten Preisen "profitiert der Mobilfunkmarkt seit langem. Das wird der gesamten Industrie helfen", glaubt der Ubisoft-Chef. Derartige Geschäftsmodelle könnten Konsolenhersteller zum Start der nächsten Generation nutzen, um die hohen Erstanschaffungspreise zu drücken. Eine "PS4" und eine "Xbox 720" für 600 Dollar dürften es schwer haben, beim verschärften Wettbewerb zwischen den Plattformbetreibern selbst und neuen Konkurrenten wie Apple und anderen Tablet- und Smartphone-Herstellern, zum Start ein großes Publikum zu finden. Dem gleichen Druck durch Billig-Konkurrenz vom Schlage Web-Games und Mobile-Games sind auch wiederum die Herausgeber von Konsolenspielen ausgesetzt. Deshalb ist die Etablierung neuer Geschäftsmodelle eine der aktuell größten Herausforderungen der Industrie. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 21.5.2012)

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