Von 2. Juni bis 29. September fliegt die OLT ab Wien nach Usedom, Flughafen Heringsdorf. Ruefa bietet in dieser Zeit verschiedene Flug/Hotel-Pakete um 399 Euro pro Person an, Kinderermäßigung.

Info: Strandhotel Ostseeblick

Die Seebrücke von Ahlbeck ist die längste an der Ostseeküste. Sie ist teilweise überdacht und ein Shoppingcenter.

Foto: Hotel Ostseeblick

Während Eddy Stoll den Gashebel leicht nach vorn drückt, gewinnt das Boot an Fahrt. Der sanfte Bogen, den die Insel Usedom zur Ostsee hin bildet, wird sichtbar. Der an manchen Stellen bis zu 70 Meter breite weiße Sandstrand ist zu sehen, von dem sich die bunten Strandkörbe wie Farbkleckse abheben. Dahinter: Die an manchen Stellen spektakulär steilen Sanddünen.

Eddy Stoll ist Fischer, aber häufig führt er Touristen mit seinem schnellen weißen Boot hinaus auf die See. Oder er fährt in die entgegengesetzte Richtung und lotst seine Gäste durch die vielen Flüsse, Kanäle und Haffs, die zwischen der Insel und dem Festland liegen. Auch die Seebrücke von Ahlbeck ist zu sehen. Der deutsche Komödiant Loriot machte die weit in die Ostsee reichende Seebrücke unter Cineasten bekannt: In seinem Film Pappa ante Portas diniert die heillos zerstrittene Filmfamilie am Ende des Stegs in dem hölzernen Gebäude mit den charakteristischen Ecktürmchen.

Solche Seebrücken sind gleich einige Male auf der Insel anzutreffen. Ursprünglich wurden sie dafür angelegt, dass auch Schiffe mit Tiefgang in dem flachen Ufergewässer anlegen können. Heute dienen sie vor allem der Kontemplation der Inselgäste. An milden Sommerabenden spazieren diese hinaus aufs Meer, atmen die würzige Luft der Ostsee und begutachten das häufig spektakulär-rosarote Schauspiel eines nördlichen Sonnenuntergangs.

Usedom hat eine lange Seebädertradition. Schon der deutsche Kaiser Wilhelm II. besuchte die Insel gerne. Als sein Gefolge kam die Berliner Hautevolee und baute sich Prachtvillen. Entlang der Usedomer Seepromenade, deren Hauptteil sich über die als Kaiserbäder bezeichneten Dörfer Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck zieht, stehen Villen der typischen Bäderarchitektur: Häuser mit Veranden, Giebeln, Erkern. Bankiers verbrachten hier ihre Sommerfrische, desgleichen Industrielle und andere wohlhabende Bürger.

Ideal für Sportler

Auch während der DDR war Usedom ein beliebtes Ferienziel. Nach der Enteignung wurden viele der Häuser zu spartanischen Erholungsheimen für die Werktätigen umfunktioniert. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Nach der Wiedervereinigung wurden die Häuser entweder an die Nachkommen der Enteigneten zurückgegeben oder aber die Treuhandanstalt verkaufte sie an interessierte Investoren.

Mit viel Elan und Innovationsfreude wird in all diesen Häusern Gastfreundschaft zelebriert, sei es im mondänen Strandhotel Ostseeblick oder im etwas ursprünglicheren Promenadenhotel Admiral. Die Küche ist in der Regel von den Gegebenheiten der Insel inspiriert: Mit viel Fisch aus der Ostsee oder aus einem der 14 Süßwasserseen der Insel oder aus dem leicht brackigen Wasser von Stettiner Haff oder Achterwasser. Eingeleitet oder beendet wird so ein Mahl häufig mit einem "Möwenschiss": einem Glaserl Aquavit, auf das eine Schnitte Salami gelegt wird, auf die ein Klecks Kren und darauf wiederum ein kleiner Punkt scharfen Senfes kommt.

Es sind Natur und die vielen Sportmöglichkeiten, weshalb die Gäste - meistens Deutsche, aber auch viele Schweizer - kommen. Das flache bis leicht hügelige Gelände ist ideal für Jogger, Wanderer oder Reiter. Auch mit dem Rad (60 Verleihstationen, 150 Kilometer langes Radwegenetz) lässt sie sich die Insel erkunden. Alle, denen die Kondition ausgeht, können sich mit der "Bäderbahn" zum Ausgangspunkt zurückbringen lassen. Der in der DDR weitverbreiteten Freikörperkultur wird an einigen ausgewiesenen Strandabschnitten gefrönt. (Johanna Ruzicka, Album, DER STANDARD, 21.5.2012)