Katrin Lampe.

Foto: ATV

Das televisionäre Idyll des hiesigen Landlebens offenbart keinerlei störende Hinweise auf Bauernsterben oder Streit um Agrarsubventionen. Hier fläzen sich die Landwirte im Stroh, kraulen Katzenohren und rollen mit nacktem Oberkörper Heuballen durch die Gegend. Doch wenn das Auge des geschulten Zusehers das Dirndl erblickt, dann weiß es: Hier kommt Katrin Lampe, hier sucht "Bauer Frau".

Vermittlungsprobleme im primären Sektor lassen ATV zum neunten Mal in Folge die Scheunentore öffnen. Der Vater des Schafzüchters Andreas weiß über Einsamkeit Bescheid und besingt das ew'ge Klagelied der Emanzipation: "Die Damen haben die Möglichkeit, Geld zu verdienen - und sie können es auch selber ausgeben."

Ja, es war schon einmal leichter am Hof. Unbetroffen hiervon ist Gemüsebauer Manfred, der einen Mann sucht. Scheinbar noch ermüdet von der Diskussion bei Dancing Stars gab es diesmal keinen Affront. Liberale Ansätze auf konservativen Äckern, oder war Niki Lauda nur "unfit to cry"?

ATV, nicht gerade für medienpädagogische Sensibilität verschrien, ging klischeefrei mit der Thematik um, was wohl auch auf die selbstbestimmte Art Manfreds zurückzuführen ist. Er durfte sich in der anschließenden Diskussion von Christen-Partei-Gründer Alfons Adam anhören, dass Homosexuelle in Priesterseminare eingeschleust würden, um die Teilnehmer zu verführen. Weiters hielten die meisten Völker der Welt die Europäer für "an kollektivem Wahnsinn leidend", weil es so etwas wie eingetragene Partnerschaften gebe. Manfred: "Sie waren im Sandkasten sicher ungut!" Derartige Furchen zu glätten ist durchaus kein Kinderspiel. (Mario Kopf, DER STANDARD, 18.5.2012)