LOWER DENS
Nootropics
(Ribbon Music)

Wenn man seine Musik auf Rhythmen baut, die Bands wie Can oder ESG als gut befunden haben, ist es nicht weiter schwierig, halbwegs brauchbare Stücke zu produzieren. Die Lower Dens aus Baltimore tun das: halbwegs brauchbare Lieder fertigen. Keine Knaller, sondern zart verstrahlte Songs mit Mädchengesängen auf fett Rhythmus und Elektronik. Dazu montieren sie verlorene Kindergitarrensoli, die wimmern, als stünden sie am Grabe von Ian Curtis. Denn ohne Postpunk wäre diese Band schwer vorstellbar. Bei Bands aus dieser Ära beleiht man auch den Synthie, der lieblich vor sich hin stottert und pratzt. 

KEANE
Strangeland
(Universal)

Natürlich ist das einfach britischer Waschlappen-Pop für Ö3 und Radio Kiesbauer. Mit einem babyspeckgesichtigen Frontmann, der sich nach dem Welterfolg des ersten Albums Hopes and Fears (2004) gleich eine hartnäckige Drogensuchtverkühlung zuzog. Die Band, die ursprünglich ohne Bassisten auskam, beschäftigt heute einen solchen, die Melodieführung besorgt immer noch das dominante Klavier von Tim Rice-Oxley. Dazu singt Tom Chaplin mit gehobenem Kinn das Lied von U2 und Coldplay. Gepflegter Mainstream, der in der Damenwelt gut angeschrieben, weil verletzlich und all das. 

FLATS
Better Living
(One Little Indian)

Was die britische Band Flats unter besserem Leben versteht, wird nach Genuss des gleichnamigen Albums verständlich. Den Hund des Lehrers erschlagen, mit dem Auto die Nachbarschaft erledigen, am Ende mit Vollgas gegen die Wand. (Selbst-)Zerstörung hat immer Saison. Die Flats betreiben sie mit rar gewordenem Weltekel und Stromgitarrenlärm, der langsam bis mittelschnell mahlend die herausgekotzten Lyrics von Daniel Devine begleitet. Lieder heißen Foxtrott, Slam, Tango oder Moonwalk, was einen Konzeptalbumverdacht erregt, der sich aber nicht bestätigt. Ein Album wie ein Arschtritt, ein Meisterwerk. (flu, Rondo, DER STANDARD, 18.5.2012)