Rund 50 Millionen Ägypten können ab 23. Mai ihr neues Staatsoberhaupt wählen. Fünf der insgesamt 12 Kandidaten haben nach den jüngsten Umfragen Chancen, das Finale im ägyptischen Präsidentschaftswahlkampf zu erreichen: Mohammed Mursi, der offizielle Kandidat der Muslimbrüder, Abdel-Moneim Abul-Fotouh, ein ehemaliges Mitglied der Muslimbrüder, Amr Moussa, Ex-Außenminister und ehemaliger Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Shafik, der letzte Regierungschef von Mubarak, und der linke Aktivist Hamdin Sabbahi, der von der Jugend favorisiert wird. Der Kandidat der radikalen Salafisten, Hazem Salah Abu Ismail, war ebenso wie der erste offizielle Kandidat der Muslimbruderschaft Khairat al-Shater durch Entscheid der Wahlkommission von der Teilnahme ausgeschlossen worden. Einer hat sich freiwillig aus dem Rennen genommen: Mohammed Fawzi zog am Donnerstag seine Kandidatur zurück und unterstützt nun Amr Moussa.

Dass einer der Kandidaten im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen erhält, gilt als unwahrscheinlich. Deshalb geht es zunächst einmal darum, ob sich zwei Islamisten für die Stichwahl am 16. und 17. Juni qualifizieren, oder ob auch einer der säkularen Kandidaten die erste Runde übersteht.

Abdullah el-Ashaal

Ganz sicher, ob er sich um das Amt der Präsidenten bewerben soll, scheint Abdullah el-Ashaal bis zuletzt nicht gewesen zu sein. 1945 in Harbit im östlichen Nil-Delta geboren, hatte El-Ashaal mehrere hochrangige diplomatische Positionen inne und wurde unter Mubarak Vize-Außenminister. Der Professor für Internationales Recht an der Amerikanischen Universität Kairo ist Autor zahlreicher Bücher, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

2010 gab El-Ashaal bekannt, dass er für das Präsidentenamt kandidieren will. Kritisch zeigte er sich gegenüber Mubaraks Außenpolitik, speziell den ägyptisch-israelischen Beziehungen. Seine Kandidatur folgte einem langen hin und her nach der Revolution. Zuerst kündigte er an, die Partei "Freies Ägypten" zu gründen. Seine Entscheidung, sich um das Präsidentenamt zu bewerben, zog er zurück, nachdem der Muslimbruder Khairat el-Shater seine Kandidatur bekanntgab. Als El-Shater disqualifiziert wurde, entschied sich El-Ashaal dafür, sich doch wieder um das Präsidentenamt zu bewerben.

Ahmed Shafik



Aus Sicht vieler in der Revolutionsjugend ist Ahmed Shafik ein "Relikt des alten Regimes". 1941 in Kairo geboren, schloss er 1961 die Luftwaffenakademie ab. Als ehemaliger Kommandeur der ägyptischen Luftwaffe, Diplomat und Politiker war er lange Zeit Minister in Mubaraks Regierung und wurde während der Revolution überraschend zum letzten Premierminister des Mubarak-Regimes ernannt.

Als Luftwaffenpilot kämpfte er im arabisch-israelischen Krieg 1973 unter dem damaligen Luftwaffenchef Hosni Mubarak. Unter dem späteren Präsidenten stieg Shafik in den Rängen des Militärs weiter auf: Militärattaché in Rom in den 80er Jahren, Stabschef der Luftwaffe in den 90ern. Von 1996 bis 2002 war er Kommandeur der ägyptischen Luftwaffe. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Shafik 2002 bekannt, als er ägyptischer Luftfahrtminister wurde. In dieser Zeit reformierte er die staatliche Fluglinie Egypt Air und stellte die Finanzierung des neuen Terminals am Kairoer Flughafen sicher. Rund um den Terminal-Neubau gibt es bis heute Korruptionsvorwürfe gegen Shafik - der Politiker bestreitet alle Anschuldigungen vehement.

Premierminister

Wenige Tage bevor die Revolutionäre am 25. Jänner 2011 den Tahrir-Platz besetzten, wurde Shafik von Mubarak zum Premierminister genannt. Der Schritt sollte die Massen beruhigen - ohne Erfolg. Shafik blieb auch nach dem Rücktritt Mubaraks vorläufig Premierminister, er ignorierte jedoch die Forderungen der Demonstranten. Den Tiefpunkt seiner Popularität erreichte er, als er Anfang März 2011 an einer hitzigen Diskussion im ägyptischen Fernsehen teilnahm. Der Premier wurde von den Mitdiskutanten vorgeführt, am nächsten Tag entließ ihn der regierende Militärrat.

Nachdem er Monate von der politischen Bühne Ägyptens verschwunden war, kündigte er im Dezember 2011 an, für das Präsidentenamt zu kandidieren. In seiner Wahlkampagne rühmt sich Shafik, einziger Kandidat mit Regierungserfahrung zu sein.

Amr Moussa



Amr Moussa ist nicht nur einer der bekanntesten Politiker in Ägypten, sondern auch außerhalb der Arabischen Welt als langjähriger Generaldirektor der Arabischen Liga ein bekannter Name. 1936 in Kairo geboren, schloss er 1957 erfolgreich das Studium der Rechtswissenschaft an der Kairoer Universität ab. Unmittelbar danach begann er seine Karriere im diplomatischen Dienst.

Seine steile Diplomatenkarriere führte ihn an Botschaften in Europa, den USA und Indien. 1990 wurde Moussa Ägyptens Vertreter bei den Vereinten Nationen in New York - einem der wichtigsten Posten innerhalb des ägyptischen Diplomatenapparates. Ein Jahr später wurde er ägyptischer Außenminister. Durch seine teilweise scharfe Kritik an Israel gewann Moussa Sympathien auf der ägyptischen Straße. 2001 wurde er Generalsekretär der Arabischen Liga. Vermutet wird bis heute, dass sich Mubarak von der wachsenden Popularität seines Außenministers bedroht fühlte und ihn deswegen auf den Chefposten der Arabischen Liga entsorgte.
 
Während der Revolution unterstützte Moussa öffentlich die Demonstranten, den Sturz von Mubarak forderte er jedoch nie. Bereits wenige Wochen nach dem Sturz des Regimes, kündigte der Politiker seine Kandidatur für das Präsidentenamt an. Moussa war einer der fleißigste Wahlkämpfer in den letzten Monaten und besuchte zahlreiche Provinzen und Städte. Auch seine kritische Haltung gegenüber Israel trugen zu seiner Popularität bei.

Hossam Khairallah

1945 geboren, galt Khairallah über Jahre hinweg als jener Mann, der Ägyptens internationale Militärpolitik von seinem Büro in Kairo aus entscheidend mitgestaltete. 1964 absolvierte er die ägyptische Militärakademie und studierte in den 80er Jahren in den USA. 

Khairallah kommt aus einer Offiziersfamilie: Schon der Großvater diente unter König Farouk, bis dieser Ägypten verlassen musste. Vater Kamal war stellvertretender Innenminister und Gouverneur von Aswan in den 70er Jahren. Seine 1976 gestartete Militärkarriere beendete er als führender Mitarbeiter im Geheimdienst. Kritische Töne gegenüber dem Mubarak-Regime schlug er erst vor Kurzem an. Seine Aussagen lassen aber darauf schließen, dass er kein glühender Verfechter der Revolution ist. Einer breiten Öffentlichkeit in Ägypten ist Khairallah kaum bekannt.

Abdel-Moneim Abul-Fotouh



Fromm und Konservativ - diese beiden Worte beschreiben Abdel-Moneim Abul-Fotouch am besten: Geboren 1951 in Kairo, schloss Abul-Fotouch sein Medizinstudium 1976 ab. Der praktizierende Arzt war bis zu seinem Ausschluss bekannt für seine relativ liberalen Positionen innerhalb der Muslimbrüder.

Politisch aktiv wurde er erstmals während seines Medizinstudiums in den 70er Jahren. Damals hatte er mehrere führende Positionen in der Studentenvertretung inne. In diese Zeit fällt auch eine heftige verbale Diskussion mit dem damaligen ägyptischen Staatspräsidenten Anwar as-Sadat. Foutouh griff Sadat verbal an und kritisierte die Einschränkung von islamischen politischen Aktivitäten - eine Audio-Aufzeichnung von dieser Begegnung ist ein Youtube-Hit in Ägypten. Von 1987 bis 2009 war er führendes Mitglied der Muslimbruderschaft. Während dieser Zeit wurde er insgesamt drei Mal verhaftet: 1981 unter Sadat, von 1996 bis 2001 saß er während der Zeit des Mubarak-Regimes in Haft und zuletzt musste er für fünf Monate im Jahr 2009 hinter Gitter. Durch sein Engagement bei zahlreichen NGOs knüpfte Abul-Fotouch ein beachtliches Netzwerk an internationalen Kontakten.

In den letzten Jahren wandelte er sich vom konservativen Hardliner zu einem der moderatesten Mitglieder der Muslimbrüder. Seine vergleichsweise liberalen Positionen dürften auch zu seinem Sturz innerhalb der Muslimbrüder 2009 geführt haben. Bei der Revolution war er von Anfang an dabei: Während der Besetzung des Tahrir-Platzes half er bei der Errichtung eines Feldhospitals für Verwundete. Auch sein Sohn Huzaifa wurde während der Demonstrationen mehrfach verletzt. Im Mai 2011 gab er seine Kandidatur für den Posten des ägyptischen Präsidenten bekannt. Die Bekanntgabe der Kandidatur war ein passender Anlass für die Muslimbrüder, den kritischen Geist loszuwerden: Die islamistische Organisation schloss Abul-Fotouh nach aus, da sie ihren Kandidaten bereits zuvor bekannt gaben.

Mohammed Mursi



Ursprünglich hatte die Muslimbruderschaft behauptet, sie wolle keinen eigenen Kandidaten aufstellen. Doch mit Mohammed Mursi zog doch ein offizieller Vertreter der islamistischen Bewegung in den Wahlkampf. 1951 in der Provinz Sharqiya im östlichen Nildelta geboren, zog Mursi in den späten 60er Jahren nach Kairo, um zu studieren. 1975 schloss er das Studium der Ingenieurswissenschaften mit Auszeichnung ab. Nach seinem Militärdienst setzte er seine akademische Karriere fort: Zuerst an der Universität Kairo, in den 80er Jahren an Universitäten in den USA, wo er später auch eine Professur inne hatte. Während seiner Studienzeit wurde er Mitglied bei den Muslimbrüdern, in dessen Führungsgremium er in den 90er Jahren aufstieg.

1995 wurde er erstmals ins ägyptische Parlament gewählt, von 2000-2005 war er Sprecher der Fraktion der islamistischen Gruppierungen. In dieser Zeit war der aus der Mittelschicht stammende Politiker einer der aktivsten Parlamentarier. Das brachte ihm 2006 ein Verhaftung ein, als er eine Gruppe von protestierenden Richtern unterstützte, die die gefälschte Wahl 2005 kritisierten. Er war führend an der Ausarbeitung des politischen Programms der Muslimbrüder beteiligt und war für zahlreiche politische Kampagnen der Islamisten verantwortlich. Drei Tage nach dem Ausbruch der Revolution wurde Mursi am 28. Februar gemeinsam mit zwei Dutzend anderen Mitgliedern der Muslimbruderschaft verhaftet. Wenige Tage später wurde er von Anrainern des Gefängnissess befreit, nachdem die Wachen in den Revolutionswirren flüchteten.

Ende April wurde Mursi Präsident der Partei für Freiheit und Gerechtigkeit - der ersten politischen Partei der Muslimbrüder seit ihrer Gründung. Nachdem der Favorit der Islamisten, Khairat el-Shater, von der Wahl ausgeschlossen wurde, stellten die Muslimbrüder Mursi als Ersatzkandidaten auf. Er gehört dem konservativen Flügel der Bewegung und wirbt für eine "islamische Renaissance"

Mohammed Selim El-Awa


1942 in Alexandria geboren, schloss er 1965 sein Studium der Rechtswissenschaft ab. In den 70er Jahren studierte er an der angesehenen London School of Oriental and African Studies (SOAS). Er ist Autor mehrerer Bücher und Verfasser zahlreicher Artikel und Kommentare in Zeitungen. Sein Vater war einer der Schüler von Hassan el-Banna, Gründer der Muslimbrüder. Der Intellektuelle hatte zahlreiche Posten in verschiedenen NGOs inne und gründete unter anderem die arabische muslimisch-christliche Dialog Gruppe, deren Mitglied er bis heute ist. 1965 wurde er während einer Verhaftungswelle gegen mutmaßliche Mitglieder der Muslimbrüder festgenommen, die Mitgliedschaft in der Muslimbruderschaft bestritt er vehement. El-Awa war als rechtlicher Berater zahlreicher arabischer und islamischer Regierungen tätig. In Ägypten übernahm er die juristische Vertretung der moderat-islamistischen Wasat-Partei und verteidigte Muslimbrüder während der Herrschaft des Mubarak-Regimes vor Gericht.

Zwar war el-Awa oftmals bei den Protesten am Tahrir-Platz anwesend und äußerte seine Unterstützung für die Demonstranten, nach dem Sturz galt er allerdings als einer der wenigen Unterstützer des regierenden Militärrats und kritisierte die Demonstrationen gegen die Militärherrschaft. Vor der Bekanntgabe seiner Kandidatur für das Präsidentenamt war El-Awa scharfer Kritiker der koptischen Minderheit. Nach Beginn seiner Wahlkampagne zog er die Kritik jedoch zurück. El-Awa wurde immer wieder als möglicher Kompromisskandidat zwischen Muslimbrüder und dem regierenden Militärrat genannt.

Abul-Ezz el-Hariri

1944 im Nil-Delta geboren, schloss er die technisch-industrielle Schule ab und begann 1962 in der staatlichen Textilindustrie in Alexandria zu arbeiten. Während der 70er studierte er Geschichte und Recht. Zurzeit ist er Eigentümer eines Schreibwarenladens in Alexandria.

In den 60er trat er der arabisch-sozialistischen Union, einer staatsnahen Organisation, bei. In den 70er Jahren trat er der linken Tagammu Partei bei. 1976 zog er als jüngster Parlamentarier ins ägyptische Unterhaus ein. Bereits ein Jahr später fiel er jedoch in Ungemach, als er einen Arbeiterstreik offen unterstützte. Seinen eigenen Angaben zufolge gab es während der Präsidentschaft von Anwar as-Sadat insgesamt sechs Anschlagsversuche auf sein Leben. Wegen seines Protests gegen den Friedensvertrag von Camp David und seiner Opposition zu as-Sadat wurde er mehrmals verhaftet. Nachdem er im Jahr 2000 erneut ins Parlament gewählt wurde, fiel er durch kritische Fragen zu dem ägyptischen Wirtschaftstycoon Ahmed Ezz auf. Ezz sitzt derzeit in Haft und wartet auf seine Verhandlung wegen Korruption. Gemeinsam mit Mohamed el-Baradei und dem Menschenrechtsaktivisten George Ishaq war el-Hariri einer der Mitbegründer der Nationalversammlung für Veränderung (NAC) 2010. Während der Revolution 2011 trat er aus der Tagammu-Partei aus und warf dem Parteivorsitzenden vor, zu enge Verbindungen mit dem Regime zu haben. Nach dem Sturz Mubaraks war er Gründungsmitglied der linksliberalen "sozialistischen Volksallianz Partei" und wurde bei den Parlamentswahlen erneut zum Abgeordneten gewählt. Am 7. März verkündete er seine Kandidatur im Fernsehsender al-Arabiya.

Hamdin Sabbahi


Der linke Politiker wurde 1954 im Ort Kafr el-Sheikh im Nildelta in einfachsten Verhältnissen geboren. In seinen Jugendjahren arbeitete er als Fischer, studierte aber später an der Universität Kairo Kommunikation.  Neben seiner Arbeit als Politiker ist Sabbahi auch als Journalist und Poet tätig. Während seiner Studienzeit in Kairo war er Chefredakteur eines Studentenmagazins. In den 70er Jahren war er Vertreter der Studentenunion. In dieser Zeit betätigte er sich auch als Nasserist und kritisierte die Annäherung von Präsident As-Sadats an den Westen und Israel. 1977 konfrontierte er den Staatspräsidenten bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen öffentlich und kritisierte ihn heftig, was ihm in der Folge ein Berufsverbot als Journalist einbrachte. In den 90er Jahren gründete er die al-Karama-Partei ("Partei der Würde") und wurde zwei Mal ins ägyptische Parlament gewählt. Wegen seiner politischen Tätigkeit wurde er mehrmals verhaftet: 1981 während einer Verhaftungswelle unter as-Sadat, 1997 unter Mubarak, weil er Landarbeiter zum Protest anstiftete. 2003 wurde seine parlamentarische Immunität aufgehoben und Sabbahi erneut wegen seiner Organisation und Teilnahme an Protesten gegen die US-Invasion im Irak verhaftet.

Während der Revolution 2011 nahm er an der Besetzung des Tahrir-Platzes teil und wurde bei einer Demonstration in seiner Heimatstadt Kafr El-Sheikh verletzt. Im März 2011 kündigte er seine Kandidatur für das Präsidentenamt an. Im August 2011 nahm der scharfe Kritiker Israels und des Camp-David-Friedensabkommens auch an Demonstrationen vor der israelischen Botschaft teil.

Hisham el-Bastawisi



Das Engagement vor und im Gericht ist der rote Faden in Hisham el-Bastawisis Biographie: 1951 in Kairo geboren, schloss er 1976 sein Rechtswissenschaftsstudium an der Universität Kairo ab. El-Bastawisi arbeitete acht Jahre lang als stellvertretender Staatsanwalt bei kleineren Behörden in Alexandria. 1988 kehrte er nach Kairo zurück, um Richter am Berufungsgericht zu werden. Seit dieser Zeit spielte er eine wichtige Rolle im Widerstand gegen den Versuch des Mubarak-Regimes, die Unabhängigkeit der Gerichte zu unterwandern. 2005 gehörte er zu jenen Richtern, die sich weigerten die Wahl 2005 zu überwachen und dokumentierte stattdessen zahlreiche Wahlfälschungen. Als das Mubarak-Regime 2006 versuchte, El-Bastawisi gemeinsam mit einem Kollegen vor einem Disziplinargericht zu verurteilen, waren Solidaritätskundgebungen und Demonstrationen von Richtern und Anwälten die Folge. Die Anschuldigungen mussten letztlich fallen gelassen werden, jedoch führten Einschüchterungen gegen den Richter und seine Familie dazu, dass El-Bastawisi gemeinsam mit seiner Frau Ägypten verließ.

Während der Revolution 2011 kehrte er allerdings zurück, um die Demonstranten zu unterstützen. Im März 2011 gab er seine Präsidentschaftskandidatur bekannt. Seither trat er auch bei zahlreichen Demonstrationen gegen den regierenden Militärrat auf. Unterstützt wird el-Bastawisi bei seiner Kandidatur von der linken Tagammu-Partei.

Khaled Ali

1972 im Nil-Delta geboren, schloss er 1995 das Studium der Rechtswissenschaft erfolgreich ab. Seine Rechtsanwaltskarriere begann er 1996 im Kairoer Zentrum für Rechtshilfe, das unentgeltlich juristische Unterstützung anbietet. 1999 gründete er mit Ahmed Saif el-Islam das Hisham-Mubarak-Zentrum: Die Rechtsanwaltskanzlei gilt seit ihrer Gründung als eines der wichtigsten Sprachrohre in Menschenrechtsfragen in Ägypten. Von 2007 bis 2009 war er Direktor des Zentrums.

Bei seiner Tätigkeit als Anwalt konnte Khaled Ali beachtliche juristische Erfolge erzielen: So setzte er 2010 gerichtlich einen Mindestlohn für öffentliche Bedienstete durch. Im selben Jahr verhinderte er die Deportation von sudanesischen Flüchtlinge auf juristischem Wege. Während der Revolution nahm er an zahlreichen Protesten teil und versorgte verletzte Demonstranten mit medizinischer Hilfe. Nach dem Sturz Mubaraks vertrat er Oppositionelle vor den Militärtribunalen als Anwalt. Auch die Familien der Opfer der Revolution vertritt er vor Gericht. Im März 2012 gab er seine Kandidatur für die Präsidentschaft bekannt. Ali wird vor allem von liberalen Intellektuellen und jungen Revolutionären unterstützt.

Mahmoud Hossam

Mahmoud Hossam ist der große Unbekannte im Rennen um die Präsidentschaft: Am 11. September 1964 geboren, trat er nach Abschluss der Polizeiakademie in den Polizeidienst ein. Er ist Chef und Gründer der Partei El-Bedaya (Beginn), die als liberale Abspaltung von Mubaraks NDP gilt. Ansonsten ist wenig über den Vater von zwei Töchtern und einem Sohn bekannt.

Mohammed Fawzi



Geringe Chancen auf das Präsidentenamt werden Mohammed Fawzi eingeräumt. 1945 in einem Dorf nordöstlich von Kairo geboren, absolvierte er 1964 die Polizeiakademie und studierte später Rechtswissenschaften. Nachdem er mehrere Polizeistationen kommandierte, hatte er mehrere staatliche Posten der unteren und mittleren Verwaltungsebene inne. Auch als Rechtsanwalt ist Fawzi gelegentlich tätig: zurzeit vertritt er einige ehemalige Vertreter des Mubarak-Regimes vor Gericht.

Der Öffentlichkeit ist er nur durch einige Fernsehauftritte bekannt, in denen er seine Bewunderung von starken Führungspersönlichkeiten und die Rolle seines Vaters in König Farouks Abgeordnetenrat betonte.  In seinem schlecht finanzierten Wahlkampf konzentriert er sich neben Kritik am regierenden Militärrat vor allem auf wirtschaftliche Themen. Am Donnerstag zog sich der ehemalige Polizist  zugunsten von Amr Moussa aus dem Wahlkampf zurück. (stb, derStandard.at, 21.5.2012)