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Ein Viertel der 552 Priester der Piusbruderschaft soll nicht zurück zur Kirche wollen.

Foto: EPA/Arnim Weigel

Noch diese Woche könnte die erzkonservative Piusbruderschaft in den Schoß der römisch-katholischen Kirche zurückkehren und damit einen jahrelangen Konflikt um Liturgie und Lehre beenden. Die Entscheidung soll am Mittwoch fallen, wenn im Palast des Heiligen Offiziums in Rom die Feria Quarta zusammentritt. Das aus Kardinälen und Bischöfen gebildete Gremium der Glaubenskongregation - die sich auch mit dem Fall des homosexuellen Gemeinderats im niederösterreichischen Stützenhofen beschäftigt - muss darüber befinden, ob die Zugeständnisse der rebellischen Bruderschaft für eine Versöhnung mit dem Vatikan reichen. An der Sitzung nimmt auch Christoph Kardinal Schönborn teil.

Da wichtige Details vorab geklärt wurden, gilt ein Scheitern als unwahrscheinlich. Der Generalobere der Bruderschaft, Bernard Fellay, hat sich vor wenigen Tagen in Rom mit der päpstlichen Kommission Ecclesia Dei getroffen. Dabei soll Indiskretionen zufolge eine Einigung über die "lehrmäßige Präambel" erzielt worden sein, deren Unterzeichnung der Vatikan als Bedingung für eine Versöhnung betrachtet. Das bisher unveröffentlichte Papier soll von Fellay ergänzt und mit leichten Umformulierungen unterschrieben worden sein.

"Keine Zusicherungen"

Die Präambel enthält Kriterien zur Interpretation der katholischen Lehre und Bedingungen zur Überwindung des seit 1988 bestehenden Konflikts mit der Bruderschaft, der 552 Priester angehören sollen. Der Text fordert " eine religiöse Unterwerfung gegenüber den Lehren, die Papst und Bischofskollegium vorschlagen, wenn sie ihr Lehramt ausüben, auch wenn diese nicht als Dogma proklamiert werden." Fellay hatte in einem Schreiben an seine Gemeinschaft betont, es sei "entscheidend, dass von uns keine Zusicherungen verlangt werden, die Glauben, Liturgie, Sakramente und Moral betreffen." Der Bruderschaft müsse " Handlungsfreiheit" garantiert werden.

Fellays Versöhnungswille stößt im eigenen Lager auf Protest. In einem ins Internet gestellten Briefwechsel zwischen ihm und den Bischöfen Tissier de Mallerays, De Gallareta und Holocaust-Leugner Williamson zeigt sich: Die drei lehnen eine Einigung kategorisch ab - rund ein Viertel der Bruderschaft soll so denken. Fellay schloss eine Spaltung nicht aus.

Der scheidende Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, wird Benedikt XVI. bald über die Debatte im Führungsgremium informieren. Die endgültige Entscheidung liegt beim Papst. Nach einer Einigung wird die Priesterbruderschaft von der Kirche kanonisch anerkannt. Welchen Rechtsstatus sie künftig erhält, darüber ist die römische Kurie uneins. Als wahrscheinlich gilt eine Personalprälatur nach Vorbild des Opus Dei. (Gerhard Mumelter, DER STANDARD, 16./17.5.2012)