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Foto: APA/JUSTIN LANE

Es stellt sich heute die Frage, warum manche etwas dürfen, was anderen verwehrt ist. Als ein Villacher Schüler vor kurzem mit einem Boxerhaarschnitt in die Schule kam, wurde er vom Unterricht suspendiert. Als der Modedesigner Marc Jacobs dagegen am vergangenen Montag in einem schwarzen, beinahe durchsichtigen Spitzenkleid und darunter nur einer weißen Boxershort zu einer Gala-Veranstaltung in New York erschien, wurde er beklatscht.

Das mag nicht nur dem Kärntner Schüler ungerecht erscheinen: Boxerhaarschnitte sieht man schließlich ständig, durchsichtige Spitzenkleider an nackten Männerkörpern dagegen kaum. Hätte sich der Villacher Tourismusschüler anstatt für einen Boxerhaarschnitt für eine Boxershort zum Spitzenkleid entschieden, dann hätte die Entscheidung des Kärntner Schuldirektors, den angehenden Kellner nach Hause zu schicken, wohl kaum so hohe Wellen geschlagen. Eine männliche Servicekraft im durchsichtigen Spitzenkleid - das hat man wirklich noch nie gesehen! Umgekehrt wäre allerdings auch ein neuer Boxerhaarschnitt am trendbewussten Marc Jacobs ziemlich befremdlich gewesen. Dass diese eigenwillige Haartracht nämlich wirklich modisch war - das ist schon einige Zeit her.

Es hat also schon seine Richtigkeit, dass der amerikanische Modedesigner zum Spitzenkleid und zur Untergatti und der Villacher Schüler zum Haarschneider griff. Umgekehrt wäre das Fiasko noch um einiges größer gewesen! (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 18.5.2012)