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In den Jahren 2002 (Bild) und 2005 hatte Österreich größere Einheiten des Bundesheers am Hindukusch stationiert. Danach gab es immer wieder Kritik vor allem der USA, dass Wien zu wenig beitrage.

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Wien - Wenn sich ein Dreigestirn österreichischer Spitzenpolitiker dieser Tage in Richtung USA aufmacht, wird es einen gut gefüllten Rucksack voller Geld mit im Gepäck haben. Bundeskanzler Werner Faymann, Verteidigungsminister Norbert Darabos (beide SPÖ) sowie Staatssekretär Wolfgang Waldner (ÖVP) fahren mit einer Afghanistan-Finanzhilfe von mehreren Millionen Euro zum Nato-Gipfel nach Chicago.

Am Michigan-See kommen am Sonntag und Montag die 28 Nato-Staaten und deren Partner zusammen. Eines der Hauptthemen des Gipfels ist der 2014 bevorstehende militärische Abzug des Bündnisses aus Afghanistan. Schon im Vorfeld des Großereignisses klapperten die USA deswegen quasi mit dem Klingelbeutel Länder ab, um genügend Finanzmittel für das Land am Hindukusch in der Zeit nach 2014 aufzustellen.

Bisher drei Stabsoffiziere

Vorstellig wurde man auch in Wien. Österreich ist derzeit in Afghanistan mit einem Beitrag von - wie viele Analytiker und EU-Partnerstaaten sagen - "lächerlichen" drei Stabsoffizieren beteiligt. Nun will die Republik stattdessen einiges Geld in die Hand nehmen. Es geht um "einen hohen einstelligen Millionenbetrag", hieß es am Dienstag am Ballhausplatz.

Außenamt und Finanzministerium verhandelten am Dienstag letzte Details und vor allem die genaue Summe des Finanzpakets für Afghanistan. Österreich will das Geld in Frauenförderung, in NGOs und in Polizeiausbildung investieren. Abgewickelt werden sollen die Zahlungen über das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNDP.

Nachdem er bereits vor einigen Wochen die Einladung ausgeschlagen hatte, bemüht sich Kanzler Faymann nun doch persönlich nach Chicago. Das wurde am Montag am Ballhausplatz entschieden. Quasi erleichtert hat ihm die Entscheidung das Drängen von William Eacho, dem US-Botschafter in Wien, auf eine höherrangige Vertretung der Republik beim Nato-Gipfel. Eacho wurde am vergangenen Freitag bei Außenminister Michael Spindelegger in der Sache vorstellig und sprach den Kanzler selbst bei den Gedenkfeierlichkeiten am Sonntag in Mauthausen darauf an.

"Freuen uns auf Faymann"

Nach dem Ministerrat am Dienstag begründete Faymann seinen Sinneswandel damit, dass das Weiße Haus auf seine Anwesenheit bestanden hätte. Die US-Botschaft in Wien ließ verlauten, dass man im Gespräch mit Faymann besonders auf Österreichs Beteiligung bei Balkanmissionen hingewiesen habe, auf die erwarteten Beiträge für Afghanistan und den Wunsch Präsident Barack Obamas, diese unter den Partnern zu koordinieren. "Wir haben uns gefreut, dass Darabos und Waldner dabei sein werden. Und wir freuen uns, dass nun auch Faymann kommen wird." (Christoph Prantner, DER STANDARD, 16./17.5.2012)