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Kräftige Einschnitte: Die AUA neu ist offenbar noch lange nicht in ihrer endgültigen Form.

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Wien - AUA-Chef Jaan Albrecht hat sich am Dienstagvormittag im Halbstundenrhythmus von zentralen Bereichsleitern getrennt. Die bekamen bis Mittwoch ein Ultimatum, die Austrittsbedingungen zu akzeptieren.

Gehen müssen: Personalchef Richard Piller, der diese Funktion seit März 2008 innehatte. Mit ihm muss sein Mitarbeiter Robert Peterka die AUA verlassen. Neuer Personalchef wird IT-Leiter Michael Ruplitsch. Piller und Peterka berichteten intern an AUA-Vorstand Peter Malanik, dessen Vertrag übrigens mit Jahresende ausläuft und nicht verlängert wird.

Tyrolean-Chef Fitz muss gehen

Ausscheiden muss auch Christian Fitz, seit 1984 bei der AUA und derzeit Tyrolean-Chef. Fitz ist ausgebildeter Pilot, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater. Er war Flugbetriebsleiter bei der AUA, im Betriebsrat und später Lauda-Air-Chef. Als Managementpilot kann Fitz mit vollen Abfertigungs- und Pensionsansprüchen ausscheiden. Hintergrund: Wird der Flugbetrieb von AUA und Tyrolean zusammengelegt, erübrigt sich ein eigener Tyrolean-Chef. Dann genügt ein Flugbetriebsleiter, und dies wird Gaudenz Ambühl sein. Der Schweizer fungierte seit einigen Wochen als Berater von Albrecht. Ambühl war Swissair-Pilot, dann im Vorstand der Swiss. 2010 ging er auf eigenen Wunsch in Pension. Jetzt wird er wohl alle Hände voll zu tun haben und mehr in Wien denn in Zürich sein.

Getrennt hat sich Albrecht auch von Thomas Surritsch, langjähriger AUA-Mitarbeiter, zeitweise Chef der Lauda Air und zuletzt für das Ground-Handling am Flughafen (Check-in, Bodenabfertigung etc.) zuständig. Dem Vernehmen nach soll künftig auf Initiative des neuen AUA-Vorstandes Karsten Benz die Bodenabfertigung mit der Hubsteuerung (z. B. Fliegerabtausch je nach Bedarf) zusammengelegt werden. Als neuer Leiter wird Markus Christl kolportiert, der sich bisher um die Hubsteuerung kümmerte. Bei den Piloten ist er laut Standard-Informationen nicht gut angeschrieben.

Dritte Führungsebene

In der dritten Führungsebene wird der für die Star Alliance zuständige Kurt Sauerzopf gegen einen Mann, der direkt aus der Star Alliance kommen soll, ersetzt. Albrecht war lange Jahre, bevor er im November 2011 zur AUA wechselte, Chef der Star Alliance. Karsten Benz will - wie auch der Flughafen -, versuchen das Star-Mitglied United Airlines nach Wien zu holen.

Am Vormittag noch hatte AUA-Bordbetriebsratschef Karl Minhard nach der für ihn sehr gut ausgegangenen Abstimmung unter den Mitarbeitern für ein Sparpaket und gegen den Betriebsübergang zur Tyrolean für neue Verhandlungen mit dem AUA-Vorstand geworben. Das AUA-Management signalisierte prompt, dies sei definitiv kein Thema.

Streik ausgeschlossen

Erneut schloss Minhard einen Streik aus. Die kollektive Unpässlichkeit zahlreicher Piloten am vergangenen Wochenende relativierte der Betriebsratschef: Es hätte nur eine "Handvoll Unfit-to-fly-Meldungen" gegeben. Die Anzahl der Krankenstände sei nicht von normalen Tagen abgewichen. Die Ursache der 24 Flugausfälle liege vielmehr an Fehlplanungen und Piloten-Umschulungen.

Im Vorfeld des Betriebsübergangs zur Tyrolean erwartet der Betriebsrat, dass im Juni 100 bis 200 Mitarbeiter die AUA mittels bevorzugten Selbstkündigungsrechts verlassen. "Im Sommer wird der Flugplan nicht aufrechterhalten werden können."

Minhard selbst will ebenfalls die nächsten Tage noch abwarten und sich dann festlegen, ob er die AUA nach 27 Jahren verlässt. Er tendiert zwar dazu, der AUA treu zu bleiben, Seine Betriebsratskollegen Andrea Lichal und Wolfgang Widmann legten sich auch noch nicht fest. Widmann in Anspielung auf einen Wechsel zu asiatischen oder Golf-Carriern: "Ich habe keine Lust, mit Stäbchen zu essen oder in der Wüste im Sand zu spielen." (Claudia Ruff, DER STANDARD, 16.5.2012)