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Scheuch will Lehrern ein "entsprechendes Durchgriffsrecht" geben.

Foto: ap/Eggenberger

Klagenfurt - In der Diskussion um eine neues Lehrerdienstrecht hat Kärntens Landeshauptmannstellvertreter Uwe Scheuch (FPK) Montagabend in der Kärntner ORF-Sendung "Streitkultur" härtere Durchgriffsrechte von Lehren gegenüber renitenten Schülern gefordert. Es sei "sinnvoll und gut", wenn Pädagogen einem Schützling ab und an "a klane Tetschn" geben könnten, so Scheuch. Für den Sager erntete Scheuch heftige Kritik von der SPÖ. Gegenüber der APA meinte Scheuch am Dienstag, dass er "alles andere als körperliche Gewalt" gemeint habe.

"Wirkungsvoll durchsetzen"

"Ich habe Erziehungsmaßnahmen gemeint, mit denen sich Lehrer wirkungsvoll gegenüber Schülern durchsetzen können", erklärte Scheuch. "Ich bin keinesfalls für körperliche Gewalt", so der FPK-Parteichef. Da Lehrer aber immer mehr in die Rolle des Erziehers gedrängt würden, müssten sie auch mit entsprechenden Durchgriffsrechten ausgestattet werden.

Scharfe Kritik von SPÖ

Die SPÖ ortete hingegen umgehend einen "unglaublichen verbalen Ausritt" des FPK-Obmanns. "Ein politischer Vertreter, der Schläge gegen Kinder für ein probates Unterrichtsmittel hält, darf in unserer solidarischen Gemeinschaft, in der es immer wichtiger wird, Kindern und Jugendlichen Werte wie Hilfsbereitschaft, Verständnis, Miteinander, Respekt, Fürsorge zu vermitteln, keinen Platz haben", meinte SPÖ-Klubobmann Reinhart Rohr in einer Aussendung und forderte eine "öffentliche und glaubwürdige Entschuldigung" Scheuchs.

Rudas will Reaktion von Strache

SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas erklärte in einer Aussendung, im Jahr 2012 eine Rückkehr zu grausamen Lehrmethoden und militärischem Drill im Klassenzimmer zu fordern, sei nicht nur unzeitgemäß, sondern "geradezu jenseitig". Sie will von Strache eine Antwort auf die Frage "Ist das die neue FPÖ-Position zu Gewalt an Kindern?" und eine Entschuldigung.

ÖVP: "Einfach und peinlich"

Kritik kam auch von der Kärntner ÖVP. Parteiobmann Josef Martinz erklärte, so "einfach wie peinlich" Scheuchs Vorschlag sei, so einfach gestrickt seien auch die Vorschläge des Bildungsreferenten zur Bildungsreform: "Nachdenken, was sinnvoll und nachhaltig ist, scheint es bei Scheuch nicht zu geben."

BZÖ-Abgeordneter Stefan Petzner meinte, wer "a klane Tetschn" als probates Erziehungsmittel an Kärntner Schulen propagiere, sei untragbar und habe in dieser Funktion "nichts mehr verloren". Er forderte Landeshauptmann Gerhard Dörfler zum sofortigen Einschreiten auf.

"Rückständische" Bildungspolitik

Die Bundesvorsitzende der Aktion Kritischer SchülerInnen (AKS), Eleonora Kleibel, bezeichnete Scheuchs Aussage als "untragbar" und empfahl ihm den Besuch eines Grundkurses in Pädagogik. Die Aussage zeige, wie rückständig manche österreichische Politiker Bildungspolitik betreiben würden: "Wer mehr Durchgriffsrechte für Lehrpersonen und Rohrstaberl-Pädagogik fordert, hat von Bildung nicht viel verstanden."

Grüne fordern Rücktritt

Den Rücktritt Scheuchs forderte der Landessprecher der Kärntner Grünen, Frank Frey: "Dieser Mann ist Kärntens Bildungs- und Jugendreferent. Ein Mensch, der seine grundlegende Einstellung zur Erziehung über Gewalt definiert, ist in dieser Funktion untragbar." Die Aussage, dass Kinder so etwas "durchaus vertragen" würden, sei geradezu ein Aufruf zur körperlichen Kindesmisshandlung. "Ich fordere die Mitglieder der Landesregierung und unseren Landeshauptmann dazu auf, uns von einem Landesrat Scheuch zu erlösen", so Frey. (APA, 15.5.2012)