Man kann diskutieren, ob es ein genialer PR-Gag ist, einen Astronauten in einer Raumstation den neuesten Bericht zur ökologischen Überlastung verlesen zu lassen. Wie ist der Astronaut in die Raumstation gekommen, wie viele Ressourcen hat die Errichtung derselben verbraucht?

Abgesehen davon lohnt es dennoch, über den jüngsten "Living Planet Report" nachzudenken. Grundtenor: Die Welt verbraucht mehr Planet, als sie zur Verfügung hat - und die Unterschiede in der Gefräßigkeit zwischen Wohlstandsländern und armen Staaten sind beachtlich. Nun ist diese Erkenntnis nicht neu, und es mangelt auch nicht an alternativen Konzepten. Vor kurzem warnte der Club of Rome vor dem globalen Temperaturanstieg; der britische Wirtschaftsprofessor Tim Jackson entwarf die Vision eines "Wohlstands ohne Wachstum".

Doch während das Netzwerk besorgter Denker immer größer wird, üben sich viele Staaten in Verweigerung. Man nehme das eigene Land: Wäre die Welt voller Österreicher, müsste die Erde dreimal so groß sein, um den Ressourcenhunger aller Menschen zu stillen. Es gibt noch nicht einmal ein bundesweit geltendes Klimaschutzgesetz, das verhindern seit Jahren erfolgreich die Bundesländer. So oder so ähnlich steht es in vielen Ländern, ein Umdenken ist nur partiell zu bemerken. Jeder neue warnende Bericht verkommt so zur Chronik eines angekündigten Kollapses. (Petra Stuiber, DER STANDARD, 15.5.2012)