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Feiertag für Toto Wolff im hellen Hemd. Mit der Euphorie soll aber nicht übertrieben werden, denn "schließlich schlafen die anderen auch nicht".

Foto: APA/AP/Fernandez

Barcelona – Lange hing Pastor Maldonado der Ruf des klassischen Paydrivers nach. Dass der Venezolaner mehr als eine schöne Mitgift im Gepäck hat, bewies er am Sonntag im Grand Prix von Spanien. Da geriet auch der Wiener Williams-Miteigentürmer Toto Wolff am Tag darauf ins Schwärmen: "Pastor hat allen gezeigt, wozu er in der Lage ist. Er ist wie ein großer Routinier gegen Fernando Alonso gefahren." Wolff nennt die fehlerlose Leistung seines Fahrers als eine der beiden Ingredienzen für den ersten Sieg des englischen Teams seit 2004, die andere sei eine aggressive Boxenstrategie gewesen.

Früher Boxenstopp

"Wir haben Maldonado früh an die Box geholt und ihn so an Alonso vorbeigeschleust. Er musste mit den neuen, harten Reifen stark pushen, am Ende des ersten Turns gingen uns die Reifen dann ein", sagt Wolff im Gespräch mit derStandard.at. Auch der zweite Stopp sei eigentlich zu früh angesetzt gewesen, Maldonado habe den anstürmenden Alonso aber anschließend meisterhaft in Schach gehalten. "In den Kurven konnte Alonso ohnehin nicht überholen, auf der Geraden hat Pastor den Reifen dann voll ausgenutzt und immer wieder ein Loch aufgerissen", so Wolff. In den letzten Runden blieb eine Schlussoffensive des Ferrari-Fahrers aus, da auch dessen Pneus nachließen.

Pessimistischer Realismus

Der Aufwärtstrend des im englischen Grove ansässigen Teams ist seit Saisonbeginn deutlich erkennbar, trotzdem wertet auch Wolff den Sieg von Barcelona als Überraschung: "Am Freitag hätte ich gesagt, das ist unmöglich". Drei Jahre Erfahrung in der Formel 1 hätten ihn den pessimistischen Realismus gelehrt, die Erwartungshaltung will er auch nach Barcelona nicht zu hoch schrauben. Ein fünfter Platz in der Konstrukteurs-Wertung wäre toll, auch mit einem sechsten könnte man sehr gut leben, denn "schließlich schlafen die anderen auch nicht".

Senna als Schumachers Ziel

Der zweite Williams-Pilot, Bruno Senna, beendete sein Rennen weniger erfolgreich: Er schied aus, nachdem ihm der siebenfache Weltmeister Michael Schumacher ins Heck gekracht war. Der Deutsche bezeichnete seinen Kontrahenten über den Boxenfunk als "Idioten" und zeigte sich auch bei der gemeinsamen Anhörung uneinsichtig. Für den Grand Prix von Monaco wird er um fünf Startplätze zurückversetzt, die Rennkommission wies ihm die alleinige Schuld zu. Ganz so hart will Wolff nicht urteilen, aber "Bruno hatte eine andere Strategie. Schumacher fuhr schon einige Kurven hinter ihm und hätte merken müssen, dass das Auto nicht mehr so gut liegt".

Solidarität in der Box

Den Brand in der Williams-Box hat Wolff miterlebt, die genaue Ursache sei aber noch abzuklären: "Wir wissen nur, dass sich Benzin entflammt hat." Die Situation habe aber spektakulärer ausgesehen, als sie letztendlich war, einige leichte Verletzungen seien zu beklagen. Auffällig sei die große Solidarität unter den Teams gewesen. "Vier oder fünf Teams haben gemeinsam das Feuer bekämpft – und die haben nicht nur den Feuerlöscher gereicht, sondern sich mitten ins Gefecht geworfen." (Philip Bauer, derStandard.at, 14.5.2012)