Berliner Beamte in den Mühen der Jobvermittlung: "Die Vermittler", ZDF 0.25 Uhr.

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Wien - Wenn David Fardi frühmorgens sein Büro betritt, steht vor dem Amtshaus bereits eine Schlange. Die Wartenden nimmt die Kamera scheinbar flüchtig auf, sie folgt Fardi - dem Beamten im Berliner Jobcenter Neukölln und einem von vier Protagonisten des ZDF-Dokumentarfilms "Die Vermittler", Montag um 0.25 Uhr oder tags darauf in der ZDF-Mediathek auf www.zdf.de.

"Arbeit ist alles. Arbeit beherrscht das Leben", sagt er im Brustton der Überzeugung. Derart strenge Worte entschärft Regisseurin Astrid Schult mit feiner Ironie, indem sie den Jobvermittler am Kopiergerät zeigt.

Hartz IV in Deutschland, das bedeutet gleichzeitig eine intensivere Betreuung von Arbeitslosen. Damit einher geht ein behördlicher Spießrutenlauf, den die Regisseurin Astrid Schult im Rahmen der verdienten Reihe Das kleine Fernsehspiel aus Sicht der Institutionenvertreter einfängt und dadurch ein neues Bild von den Mühen der Beschäftigungslosigkeit aus Sicht der "mächtigen" Jobverteiler schafft. Da gibt es zuerst den Fallmanager für Menschen mit "multiplen Vermittlungshemmnissen" meist aus problematischen sozialen Verhältnissen. Ihm muss es erst einmal gelingen, Beschäftigungslose dazu zu bringen, ihre vereinbarten Termine einzuhalten. Die einen rufen an und geben vor, krank zu sein, die anderen können sich das Geld für den Fahrschein nicht leisten. Die meisten bleiben einfach weg, ohne Angabe von Gründen: "An einem normalen Tag kommen 60 Prozent", sagt Fallmanager Ingo Trippel: "Es ist manchmal schon frustrierend."

Am anderen Ende der Vermittlungsinstanz befindet sich die Leistungsabteilung. Dort treten am meisten Klagen der Sozialhilfe- und Arbeitslosengeldbezieher auf: wenn wieder ein Betrag nicht termingerecht überwiesen wurde. Was die Vermittler eint, ist das Verständnis für die Wohlstandsverlierer. Die Vermittler geben Hoffnung und agieren zum Teil wie im Homeshopping: "Hier habe ich was ganz Heißes für Sie!" Die zum Abschied gereichte Hand eines dankbaren Arbeitssuchenden weist der Vermittler bestimmt zurück: "Wir geben nicht die Hand bei der Behörde." An derlei Regelwerk muss man sich erst gewöhnen. (Doris Priesching, DER STANDARD, 14.5.2012)