Bild nicht mehr verfügbar.

Brilliert mit Handpuppe: Ruth Brauer-Kvam als Schwester Maria Amnesia.

Foto: AP/Strauss

Wien - Nunsense, 1986 uraufgeführt, ist zwar ein paar Jahre älter, aber dennoch nur ein Sister Act für Arme. Das Off-Broadway-Musical von Dan Goggin wird daher nicht mit Pomp im Ronacher gezeigt, sondern recht bescheiden in den Kammerspielen. Der Titel, behelfsmäßig mit Non(n)sense eingedeutscht, macht aber zumindest keine leeren Versprechungen: Der Plot ist purer Unsinn, eigentlich schon Schwachsinn.

Maria Julia, die ein gespicktes Lamm Gottes zuzubereiten versteht, vergiftete ihre Mitschwestern, immerhin 52 an der Zahl, mit einer Bouillabaisse. Nur ein paar entgingen dem Schicksal: jene, die gerade mit den Benediktinern pokerten, darunter auch Euthanasia, die Krankenschwester.

Fünf Nonnen - sie stammen in der von Regisseur Werner Sobotka plump austrifizierten Version aus dem Kloster der kleinen Schwestern von Pfaffstätten - geben nun, weil ihnen das Geld für all die Begräbnisse ausgegangen ist, eine Benefizveranstaltung. Eifrige Spender erhalten einen Prayboy mit Christoph Schönborn als Centerfold. Und das ist noch eine der besseren Wuchteln.

Mitunter starrt Marianne Mendt als Mutter Oberin mit einer Kirche am Kopf, einer Zigarre zwischen den Zähnen und einem Gin im Tabernakel ziemlich entgeistert. Aber dann schnüffelt sie sich zur Ulknudel ("Ich glaub, ich hab an Nonnenstich") - und erträgt den Unsinn halbwegs würdevoll. Zumindest mit zwei Songs, darunter einem jazzigen Gospel als Finale, kann sie ihre Klasse ausspielen.

In dieser dramaturgisch wenig spannenden Nummernrevue darf natürlich jede Nonne zeigen, was sie so draufhat. Angelika Niedetzky, goschert wie gewohnt, begeistert mit einer kabarettistischen Collage aus Filmzitaten. Hanna Kastner träumt als Schwester Maria Leo niedlich von einer Karriere als Spitzentänzerin im Tutu.

Und Schwester Robert Anna will nicht bloß die Zweitbesetzung für die Mutter Oberin sein: Auch Sona MacDonald ist in der Lage Wie a Glock'n zu singen. Um Rampensau-Qualitäten zu beweisen, lüpft sie ihre Kutte. Die Sympathien auf ihrer Seite aber hat Ruth Brauer-Kvam als supernaive, unter Gedächtnisverlust leidende Schwester Maria Amnesia: Sie brilliert u. a. im Dialog mit ihrer abgeklärten, schlagfertigen Alter-Ego-Handpuppe. Auf diesem Niveau hätte man sich den gesamten Abend gewünscht.  (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 14.5.2012)