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Der überragende Dortmunder Shinji Kagawa im Höhenflug vor betropetzter rot-weißer Kulisse im Berliner Olympiastadion.

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Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck greift sich den Pokal - er hat ihn dann aber eh an die Borussen weitergereicht.

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Berlin - Der deutsche Meister Borussia Dortmund hat seine Rekord-Saison mit dem ersten Double der 103-jährigen Vereinsgeschichte gekrönt. Die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp fügte Bayern München in einem hochklassigen Endspiel um den DFB-Pokal in Berlin beim 5:2 (3:1) die höchste Final-Niederlage zu und gewann nach drei Toren von Robert Lewandowski zum dritten Mal nach 1965 und 1989 den Cup. Die Bayern haben am 19. Mai im Champions-League-Endspiel gegen den FC Chelsea ihre letzte Titelchance.

Das Match zwischen Meister und Vize erfüllte die hohen Erwartungen, es begann mit einem Paukenschlag: Die 75.708 Zuschauer im Olympiastadion hatten noch nicht Platz genommen, als Bayerns Luiz Gustavo mit einem kapitalen Fehlpass - es sollte der erste von mehreren kapitalen Abwehrschnitzern der Bayern in dieser Partie sein - Jakub Blaszszykowski ins Spiel brachte. Der Pole passte in die Mitte zu Shinji Kagawa, der Tormann Manuel Neuer aus kurzer Distanz keine Chance ließ.

Zwei Elfer

Die Bayern, bei denen David Alaba wie gewohnt links draußen in der Viererkette zum Einsatz kam, musste sich schütteln. Als man sich gefangen hatte, scheiterte Mario Gomez nach einem Steilpass Arjen Robbens an Roman Weidenfeller (8.). Der Stürmer traf den Dortmund-Keeper dabei derart, dass dieser bald gegen Mitchell Langerak ausgewechselt werden musste (34.). Weidenfeller wurde mit Atembeschwerden ins Krankenhaus gebracht.

Gomez und Weidenfeller standen wenig später erneut im Mittelpunkt, als der Keeper den Bayern zu Fall brachte und der Schiedsrichter völlig zurecht auf Elfmeter entschied . Robben, bei der 0:1-Liga-Niederlage der Bayern in Dortmund an dieser Herausforderung noch gescheitert war, verwandelte diesmal sicher. Weil sich Münchens Verteidiger Jerome Boateng ein Foul an Marcel Schmelzer leistete, zeigte der Referee eine Viertelstunde später erneut auf den Punkt. Mats Hummels hatte Glück, denn Neuer hatte die Hand noch am Ball. Doch Dortmund führte 2:1 (41.).

Defensive Verwirrung

Die Bayern-Abwehr blieb schlecht organisiert und geriet beim schnellen Dortmunder Kombinationsspiel bald erneut in Verwirrung. Lewandowski nutzte Kagawas feines Zuspiel noch vor der Pause zum 3:1 - die Vorentscheidung (45.+1). 

In der zweiten Halbzeit versuchten die Bayern verzweifelt, noch einmal heranzukommen. Mit der Einwechslung von Thomas Müller für Luiz Gustavo reagierte Bayern-Coach Jupp Heynckes auf den Pausenrückstand. Das eröffnete der Borussia um den überragenden Kagawa, der vor einem Wechsel nach England steht, immer wieder Räume. Nach dem vierten Tor des BVB nach einem wunderbar anzuschauenden Konter (Lewandowski, 58.) hatte der Rekordpokalsieger den Dortmundern aber kaum mehr etwas entgegenzusetzen. Gomez traf per Kopf nach Flanke des unauffälligen Franck Ribéry nur die Latte (68.). Heynckes brachte kurz darauf Diego Contento, der für den in der Königsklasse gesperrten Alaba Spielpraxis sammeln sollte.

Nummer fünf

Die kampfstarken Borussen unterbanden das Münchner Kombinationsspiel mit aggressivem Pressing häufig erfolgreich und waren mit ihren schnellen Offensivattacken selbst gefährlich - begünstigt durch die defensiven Schwächen der Bayern, die in dieser Saison zuvor nie mehr als zwei Gegentreffer hatten hinnehmen müssen. Das Bayern-Mittelfeld um den rekonvaleszenten Bastian Schweinsteiger konnte kaum Akzente setzen.

Ribéry verschönerte nach einer schönen Einzelleistung kurzfristig das Resultat für die Münchner (75.), ehe Lewandowski nach einem kapitalen Fehler Neuer, der einen Ball beim Herauslaufen nicht festhalten konnte, erneut zuschlug (81.) und den Endstand beim fünften Dortmunder Sieg gegen die Bayern hintereinander  herstellte.

Dortmunds Trainer Jürgen Klopp: "Das war ein Pokalfinale, wie man es sich als Dortmunder nicht besser vorstellen kann. Eiskalt zugeschlagen, tolle Tore gemacht - das ist definitiv nicht in Worte zu fassen, was in uns abläuft." Und während Bayern-Kapitän Philipp Lahm sein Team aus unerfindlichen Gründen als das bessere bezeichnete, meinte Jupp Heynckes etwas realitätsbezogener: " Unser gesamtes Defensivverhalten war katastrophal. Wir haben uns das selbst zuzuschreiben. Man muss nüchtern feststellen, dass wir den Sieg nicht verdient haben. Wir haben noch ein ganz großes Ziel vor Augen. Ich denke, bis zum Champions-League-Finale haben sich alle von dem Schock erholt." (red/sid, 12.5. 2012)

ERGEBNIS, deutsches Pokalfinale:
Borussia Dortmund  - Bayern München 5:2 (3:1). Berlin, 75.708 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Kagawa (3.), 1:1 Robben (25., Foulelfmeter), 2:1 Hummels (41., Foulelfmeter), 3:1 Lewandowski (45.+1), 4:1 Lewandowski (58.), 4:2 Ribery (76.), 5:2 Lewandowski (81.)

Dortmund: Weidenfeller (34. Langerak) - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Gündogan, Kehl - Blaszczykowski (84. Perisic), Kagawa (81. Sven Bender), Großkreutz - Lewandowski. - Trainer: Klopp

München: Neuer - Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba (69. Contento) - Schweinsteiger, Luiz Gustavo (46. Thomas Müller) - Robben, Toni Kroos, Ribery - Gomez. - Trainer: Heynckes