37 Jugendliche haben sich mit ihrer Herkunft und dem damit einhergehenden Stigma des Andersseins auseinandergesetzt. Das Ergbnis heißt Fremdstoff und besteht aus Geschichten, die derzeit im Dschungel Wien zu sehen sind. Die auf schwarz-rote Sitzpolster reduzierte Bühne dient 16 Schauspielern (von 15 bis 20 Jahren) zur Darstellung persönlicher Erlebnisse und Meinungen.

Mit Sprache, Musik und teils körperbetonten Tanzchoreografien nähern sie sich den großen Themen Heimat, Liebe oder Religion an. Alle Beteiligten sind Bezieher eines Start-Stipendiums, das Oberstufenschülern mit Migrationsgeschichte mit Bildungsgeld unterstützt.

Sie stammen aus Afghanistan, der Türkei, Mazedonien oder Indien. Die Erkenntnis, dass aber eigentlich alle ursprünglich aus ihrer Mama kommen, sorgt für Heiterkeit. Locker, aber durchaus ernst gehen sie mit religiösen Fragen um; Kopftuch, Islam und Terror sind Schlagworte.

Regisseur Holger Schober konnte den Jugendlichen Lebendigkeit, Humor und starke Bühnenpräsenz entlocken. Doch zu sehr bleiben die einzelnen Statements eine lose Aneinanderreihung ohne überspannenden Bogen. Die eigene Textproduktion der Jugendlichen ist lobenswert, doch hätten kritische Gegenfragen genügt, um weniger bedeutungsschwangere Abreißkalendersprüche zu hören.

Warum wurden die auf der Webseite angekündigten Themen Drogen, Alkohol und Sexualität nicht einmal gestreift? Die Vorwände dürfen keinesfalls die schauspielerische Leistung, die bravourösen Tanz- und Akrobatikeinlagen sowie die witzigen, ausbaufähigen Ideen und Erzählungen der jungen Mimen schmälern. (gil, DER STANDARD, 12./13.5.2012)