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"Bedroht" die Documenta: Balkenhol-Statue auf der Elisabethkirche von Kassel

Foto: apa/ epa / zucchi

Gottes Bodenpersonal ist rasch gekränkt. Die eine Klerikalfraktion führt - mitunter tödliche - Abwehrkämpfe gegen Teufelswerke wie Karikaturen und Texte. Aktuell gerät der in Deutschland lebende iranische Rapper Shahin Najafi in Gefahr.

Eine andere leidet, wenn Martin Kippenbergers Froschskulptur an den Gekreuzigten erinnert; Hermann Nitsch Blut und Wunden, Kreuze und Messgewänder gemeinsam mit Hygieneartikeln orgienmysterisch aufarbeitet; oder Gerhard Haderers übers Wasser wandelnder Jesus einem kiffenden Hippie ähnelt. Respekt vor dem Glauben und dessen Inhalten!, fordern die Gottesmänner.

Dann sagen, wie das Amen im Gebet, die Kunstschaffenden, man dürfe überhaupt nur an eines glauben: an die Freiheit. Vor allem an die der Kunst.

Doch an die darf man jetzt auch nicht mehr glauben. Schuld daran ist nicht etwa ein Mufti oder Pfarrer, sondern die Schwester Oberin aus dem Orden der Documenta: Carolyn Christov-Bakargiev fühlt sich von einer Skulptur des Bildhauers Stephan Balkenhol (unverdächtig, ein christlicher Verkläriker zu sein) auf dem Kasseler Kirchturm wörtlich "bedroht". Sie fordert "Respekt" für ihre absolute - oder eher doch absolutistische? - Kunstkongregation: Nichts außer der Documenta darf während der Documenta in Kassel verehrt werden.

Freiheit der Kunst? Ein andermal.   (DER STANDARD, 12./13.5.2012)