Wien - Eine Vase zerbricht auf dem Boden. Darüber steht der Slogan "Wir bestätigen Ihre Verunsicherung". Im nächsten Augenblick werden die Scherben auch schon wieder zusammengekehrt: das Szenario eines Videoclips. Zu sehen ist der Clip auf einer Website, die Susanne Schuda (geb. 1970 in Wien) in Anlehnung an Onlinewerbung gestaltet hat. In ihrer Ausstellung in der Thomas K. Lang Gallery weisen Plakate auf diesen Internetauftritt hin.

Ein atmosphärischer Sound (Peter Szely) vermittelt anfangs noch Ganzheitlichkeit. Dennoch zielt Schuda, die den Offtext der Filmminiatur spricht, auf etwas ganz anderes ab: "Und dann stellen Sie alles wieder auf. Wischen den Staub vom Sessel und sagen, es ist alles wieder wie vorher, wir können jetzt weitermachen", sagt sie. Währenddessen zerbricht die Vase im Hintergrund ein ums andere Mal. Und schließlich: " Ich erhebe Versicherungsanspruch."

Unter der Webadresse www.unsure.be jederzeit abrufbar, rechnet Schuda auf ebenso zynische wie unterhaltsame Weise mit Heilsversprechen des neoliberalen Risikomanagements ab. Pointiert setzt sich die Künstlerin mit jenen Versicherungs- und Vorsorgefloskeln auseinander, die kollektive und individuelle Ängste mitproduzieren. Unter anderem stellt Schuda Mutmaßungen über ihre eigene Zukunft oder ihre genetische Grundlage an.

Der Umstand, dass Versicherungswerte mittlerweile auch unter Zuhilfenahme genetischer Daten bemessen werden, ist Teil ihrer bitterbösen Satire. Auch der Umstand, dass man, zur Selbstkontrolle aufgefordert, sowohl Körper als auch Lebensweisen reguliert, ist für Schuda von Interesse. "Vielleicht geht aber ja einfach alles so weiter", mutmaßt Schuda irgendwann in einem der Clips, nachdem sie eine Reihe angstbesetzter, persönlicher Zukunftsszenarien aufgezählt hat. Allerdings: "Dann muss ich wieder rauchen. Und das kann ja auch tödlich sein."

Schuda schreibt sich in ihre Ausstellung "Self absorption at the fringe of your hole" in der Thomas K. Lang Gallery überdies mit zwei Selbstporträts ein: Sie hat dafür Aufnahmen ihres Gesichts mit Material aus dem Internet collagiert und daraus dreidimensionale Objekte gebaut. Digital zerstückelte Bilder, die einerseits deutlich machen, dass zu Beginn ihrer Arbeit die "schonungslose Selbstbeobachtung" (Axel Stockburger) steht. Andererseits lassen sie die Betrachter auch wissen, dass Schuda in Bezug auf das Thema das Lächeln längst vergangen ist. (Christa Benzer, DER STANDARD, 8.3.2012)