Paris - Der neu gewählte französische Staatspräsident Francois Hollande will wirtschaftlich gesunde Unternehmen für Entlassungen büßen lassen. Sein Berater, der ehemalige Finanzminister Michel Sapin, sagte am Donnerstag dem Sender France Inter, es solle für Konzerne "extrem teuer" werden, zur Verbesserung ihres Aktienkurses Arbeitsplätze abzubauen. Sollten die Firmen nicht nachweisen können, dass die Entlassungen aus einem guten Grund erfolgten, werde man die Gerichte anrufen. Wie genau Strafen oder Bußgelder verhängt werden sollen, sagte Sapin nicht. Gegenwärtig ist es schwer, vor Gericht zu belegen, dass der Abbau von Arbeitsplätzen aus wirtschaftlichen Gründen stattfindet.

Hollande hatte bereits im Wahlkampf davon gesprochen, profitable Konzerne für Entlassungen zu bestrafen. In Frankreich wird erwartet, dass mehrere Unternehmen in nächster Zeit Tausende Arbeitsplätze abbauen, darunter Carrefour, PSA Peugeot-Citroen und General Motors. Der US-Autobauer sprach am Mittwoch von der Absicht, ein Werk in Straßburg zu schließen. Man werde deutlich machen, "dass es im Wirtschaftsleben eine Form von Moral gibt, dass es zu den Werten eines großen Unternehmens gehört, die Arbeiter zu respektieren", betonte Sapin.

Hollande ist entschlossen, an seinen Forderungen nach wachstumsfördernden Maßnahmen festzuhalten. "Angela Merkel beharrt auf ihrer Position, aber sie kann nicht den Willen des französischen Volkes außer Kraft setzen", sagte am Donnerstag Benoit Hamon, der Sprecher der Sozialistischen Partei. Merkel hatte zuvor in ihrer Regierungserklärung im Bundestag gesagt, eine Wachstumsförderung auf Pump werde es nicht geben. Notwendig und sinnvoll sei vielmehr Wachstum durch Strukturreformen. Am kommenden Dienstag will Hollande nur wenige Stunden nach seiner Amtseinführung nach Berlin reisen, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. (APA/Reuters, 10.5.2012)