Shahin Najafi 2009 in Berlin

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Man kann nicht sagen, dass Shahin Najafi die Angelegenheit am liebsten totschweigen möchte. Im Gegenteil: Der iranische Rapper aus Köln, über den eine Fatwa verhängt worden ist, postete die Meldung gleich mehrfach auf seiner Facebook-Seite. Hunderte Kommentare waren die Folge, Beschimpfungen des Rappers sind ebenso zu lesen wie Zuspruch für ihn und seine Musik. Najafi ist im Iran und in Deutschland kein Unbekannter.

Geboren wird er 1980 in Bandar Anzali in der iranischen Provinz Gilan. Sein Vater stirbt, als er sechs Jahre alt ist. Er studiert Soziologie, ohne einen Abschluss zu erhalten, weil er die Universität kritisiert hatte, schreibt Gedichte und absolviert eine Gitarrenausbildung (klassische Gitarre, Flamenco).

Bis 2005 ist er im Untergrund politisch aktiv und arbeitet mit mehreren Underground-Gruppen zusammen. Öffentlich auftreten darf er wegen seiner kritischen Haltung nicht. Als der Druck der iranischen Regierung immer größer wird, entschließt sich Najafi, nach Deutschland auszuwandern.

Er landet in Köln, dort befindet sich (neben Hamburg) eine der größten iranischen Gemeinden in Deutschland. Dort kann er seine Musik weiterentwickeln, arbeitet eine Zeitlang mit der Gruppe Tapesh 2012 zusammen, die sich in persischer Sprache für Demokratie und Freiheit im Iran und im Mittleren Osten einsetzt.

Mit seinen kritischen Texten begeistert er vor allem junge Leute. "The Power of Students in Iran" thematisiert die Schikanen während der Studentenproteste. In "We are not Men" greift Najafi die Unterdrückung der Frauen auf. Auch Neda Agha-Soltan, die während der Proteste nach den iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 starb, widmete er ein Lied ("Neda").

Als "iranischer Eminem" wird Najafi bezeichnet, protzige Goldketten, wie sie bei vielen Rappern beliebt sind, sind seine Sache nicht. Er setzt auf seine Stimme und seine Texte. Stadien füllt er in Deutschland damit nicht, aber durchaus große Hallen. Im Iran wird seine Musik auf dem Schwarzmarkt gehandelt oder im Internet heruntergeladen.

Auslöser für die Fatwa war nicht nur der Song "Imam Naghi", in dem sich Najafi über den zehnten Imam lustig macht, sondern auch das Cover dazu. Es zeigt eine weibliche Brust, die einer Kuppel und einem islamischen Heiligengrab ähnelt. Aus der Brustwarze ragt die Regenbogenfahne der Lesben- und Schwulenbewegung. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 11.5.2012)