Bild nicht mehr verfügbar.

Indonesische Soldaten auf dem Weg zum Absturzort orientieren sich mit einer Karte. Das Vulkangelände ist schwer zugänglich.

Foto: Reuters/BEAWIHARTA

Jakarta/Moskau - Einen Tag nach dem Absturz eines russischen Passagierflugzeugs in Indonesien ist es traurige Gewissheit geworden: Keiner der Insassen überlebte das Unglück in einer Bergregion südlich der Hauptstadt Jakarta, wie die Rettungskräfte am Donnerstag mitteilten. Der russische Superjet 100 von der Firma Suchoi war während eines Demonstrationsflugs gegen einen Vulkan geprallt, erst am nächsten Tag erreichten Rettungstrupps das Wrack.

Die Anzahl der Opfer wurde mit 45 bis 50 angegeben: Indonesier, Russen, Italiener sowie ein Franzose und ein Amerikaner. Die meisten Opfer waren Manager indonesischer Fluggesellschaften. Der Flug war Auftakt einer Präsentationstour des Mittelstreckenfliegers in Südostasien, dem derzeit wichtigsten Markt für den Flugzeugbauer Sukhoi.

Absturzursache unklar

Die Absturzursache blieb zunächst unklar. Zuletzt soll es aber ein merkwürdiges Manöver gegeben haben: Der Pilot hatte rund zwanzig Minuten nach dem Start um Erlaubnis darum gebeten, die Flughöhe verlassen und auf 1800 Meter sinken zu dürfen - der Vulkan ist 2200 Meter hoch.

Sukhoi ist auf den Bau von Kampfflugzeugen spezialisiert. Die Jagdflieger Su-27 und Su-30 sind nach wie vor Exportschlager. Der anno 2000 von der russischen Regierung beschlossene Bau eines neuen Passagierflugzeugs zur Ablösung der veralteten Modelle Tu-134, Tu-154 und Jak-42 ist hingegen Neuland für den Rüstungskonzern. Dennoch erwies sich der Superjet bislang als erfolgreicher Höhenflieger. Innerhalb von zwölf Jahren wurde das erste in der postsowjetischen Ära entwickelte Zivilflugzeug zur Serienreife geführt. Das Unternehmen hat Aufträge über rund 200 Maschinen eingesammelt.

Absturz wiegt wirtschaftlich schwer

Das macht allerdings das Problem der russischen Luftfahrt auch schon deutlich: In den vergangenen zwanzig Jahren hat Russland, bekannt für seine Tupolews, Iljuschins, Antonows oder Jakowlews, nur ein einziges neues Passagierflugzeug auf den Markt gebracht. Finanzierungsprobleme und bürokratische Hindernisse - die Produktionsstätten lagen nach dem Zerfall der Sowjetunion in verschiedenen Staaten - haben die Industrie deutlich zuückgeworfen.

Die Veralterung der Luftflotte in Russland hat die Sicherheit drastisch beeinträchtigt: Seit 2007 sind mehr als 300 Menschen bei Flugzeugunglücken ums Leben gekommen. Allein im vergangenen Jahr starben bei mehr als einem Dutzend Abstürzen 120 Menschen.

Der Superjet sollte die Tradition der sowjetischen Luftfahrtindustrie wiederbeleben - umso schwerer wiegt sein Absturz. (ab, DER STANDARD, 11.5.2012)