Bregenz - Wenn man die Almwiesen an einen Bauern verpachtet, der Wald "ordnungsgemäß bewirtschaftet" wird, kann man in Vorarlberg auch als Nichtbauer eine "Alp" erwerben. Und aus der Almhütte ein repräsentatives Ferien- und Jagdhaus machen. Besonders beliebt scheint der Bregenzerwald zu sein. Ein Verpackungsindustrieller hat sich dort bereits eine standesgemäße Almhütte einrichten lassen, ein deutscher Schönheitschirurg lässt noch planen, ein international tätiger Werber beschäftigt mit seinen Vorhaben die Behörden.

Richard Morscher, der Großindustrielle aus Deutschland und Liechtenstein zu seinen Freunden zählt und mit seinem Netzwerk gerade die Staatsanwaltschaft beschäftigt, hat sich in Sibratsgfäll eine stattliche Alm mit Eigenjagd gekauft. 3000 Quadratmeter will Morscher, Eigentümer der Montfort Werbung, für sein neues Refugium roden lassen. Die Güterwege zur und um die Alpe Nußbaumers Krähenberg sollen ausgebaut, das Anwesen an das Wasser- und Kanalnetz von Sibratsgfäll angeschlossen werden.

"Das kann sich ja kein Bauer leisten"

Das freut Bürgermeister Konrad Stadelmann, Wasser hätte die Nachbarin ja schon lange gerne, aber die hohen Erschließungskosten, die Zustimmung anderer Grundeigentümer ... das sei jetzt alles ganz anders. So ein Investor bringe Geld.

Die Ausbaupläne stören den Bürgermeister nicht: "Was sind schon 3000 Quadratmeter im Vergleich zur Gesamtfläche von 115 Hektar?" An der Größe des Gebietes liege es ja auch, dass keiner aus dem 400-Menschen-Dorf die Alp haben wollte. Stadelmann: "Das kann sich ja kein Bauer leisten." Die Transaktion sei völlig legal. Das bestätigt auch die Agrarbezirksbehörde, der neue Alpbesitzer müsse aber damit rechnen, dass die Bewirtschaftung kontrolliert werde, heißt es dort. (jub, DER STANDARD, 11.5.2012)