Gut möglich, dass es genau vier Monate und zehn Tage gedauert hat, die E-Medikation wissenschaftlich zu bewerten. Bis Ende 2011 wurde die elektronische Dokumentation der Medikamentenverschreibung in einem Pilotprojekt in drei Bundesländern ausprobiert, am Donnerstag präsentierte der Hauptverband die Erkenntnisse aus der Evaluierung. Just drei Tage, nachdem die Wiener Ärztekammer ihren neuen Präsidenten gewählt hat. Gut möglich ist es also auch, dass der Machtkampf in der lautstärksten Landeskammer abgewartet wurde - sitzen dort doch schließlich die vehementesten Gegner von elektronischer Innovation im Gesundheitsbereich. 

Denn die E-Medikation ist erst der Anfang. Ohne die Elektronische Gesundheitsakte (Elga) bleibt sie Stückwerk, das wissen Sozialversicherung und Gesundheitsminister. Schon im Herbst vergangenen Jahres soll er mehrmals versucht haben, das Elga-Gesetz im Ministerrat durchzubringen. Dann wurde es plötzlich ruhig - in (bisher nicht ganz unerfolgreicher) Alois-Stöger-Manier machte der Minister wenig Wind um das Thema, das Wasser auf die Wahlkampf-Mühlen der aufgeregten Ärzte gewesen wäre. 

Übrigens: Bei der Einführung der E-Card hat die Ärztekammer einen ähnlichen Wirbel veranstaltet. Kann sich die kleine hellgrüne Karte heute noch jemand aus dem Gesundheitssystem wegdenken? Eben. Und für eine weitere Verzögerung von Elga gibt es jetzt keine Ausreden mehr. (Andrea Heigl, DER STANDARD, 12.5.2012)