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Foto: Plasmafilm

Ein halbwüchsiges Mädchen schickt seiner Mutter Verwünschungen hinterher, weil diese zu einem Ausflug aufbricht und ihre Tochter allein zurücklässt. Die Frau wiederum erreicht mit einer ausgelassenen Gruppe eine Berghütte, um dort die Pensionierung eines alten Bekannten zu feiern.

Unten im Tal wie oben im Wald scheinen jedoch beunruhigende Phänomene auf ein nahendes Ende der Welt hinzudeuten. Während sich das Mädchen daraufhin schuldig fühlt und den spirituellen Beistand eines Priesters sucht, offenbaren einander die Mitglieder der Festgesellschaft ihre geheimen Wünsche und ihr Liebessehnen.

Eine Spätsommernacht heißt der zweite Kinofilm von Bernhard Kammel nach Die Tochter (2008). Die neue Arbeit des Wiener Filmemachers, der als Autor, Kameramann, Cutter, Regisseur und Produzent zeichnet und der sich auf der Website seiner Produktionsfirma Plasmafilm selbst als "Grenzgänger" zwischen Westen und Osten beschreibt, ist mit einem russischen Ensemble in russischer Sprache gedreht.

Das Spiel und die Inszenierung, die etwa Schnitte mit Ab- und Aufblenden betont oder Innenräume in langsam gleitenden Travellings erfasst, sind stark akzentuiert. Dem Geschehen verleiht dies immer wieder den Charakter eines (Tschechow' schen) Bühnenstücks. Die Figuren behalten selbst in Momenten intensiver Emotionalität eine gewisse Künstlichkeit.

Und der Film, dessen Weltbild doch etwas altertümlich daherkommt, wirkt insgesamt wie ein ambitioniertes, aber auch ein wenig aus der Zeit gefallenes Experiment. (irr, DER STANDARD, 11.5.2012)