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E-Medikation

Grafik: APA

Wien - Die geplante E-Medikation zur elektronischen Erfassung aller von Ärzten verordneten und von Apotheken abgegebenen Arzneimittel soll umgesetzt werden, allerdings mit einigen Verbesserungen und einem "umfassenden Re-Design". Das ist das am Donnerstag vorgelegte Ergebnis der Evaluierung des Pilotprojekts, das im Vorjahr stattgefunden hat. Der stellvertretende Generaldirektor im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Volker Schörghofer kündigte an, dass man die Ergebnisse des Evaluierungsberichts berücksichtigen werde und der österreichweite roll-out Ende 2013 beginnen könnte.

An dem Pilotprojekt in den drei Testregionen in Tirol, Oberösterreich und Wien haben im Evaluierungszeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember 2011 85 Ärzte, 50 Apotheken, vier Krankenhäuser und 5.431 Patienten teilgenommen. Wie Projektleiter Wolfgang Dorda von der Medizinischen Universität Wien und die Geschäftsführerin der ELGA-GmbH, Susanne Herbek, erläuterten, hat der zwischenzeitliche Stoppaufruf der Ärztekammer zwar zu einer Reduzierung der Daten geführt, die mehr als 5.000 Patienten seien aber ausreichend gewesen.

100.000 schwere Wechselwirkungen pro Jahr

Bei 18.310 Verordnungen und 13.797 Abgaben wurden insgesamt 10.563 Warnungen vor Wechselwirkungen registriert. Davon waren 110 schwere Wechselwirkungen, die eine schwere gesundheitliche Beeinträchtigung der Patienten zur Folge gehabt haben könnten. Hochgerechnet für alle Österreicher bedeutet das nach den Worten Schörghofers rund 100.000 schwere Wechselwirkungswarnungen pro Jahr. Außerdem wurden in dem Pilotprojekt 2.314 Warnungen vor Duplikaten aufgezeigt, also vor dem selben Wirkstoff in verschiedenen Medikamenten. Darüber hinaus gab es auch noch 3.693 Intervallwarnungen, also dass der Patient kein neues Medikament bekommen sollte, weil er noch ein altes haben müsste.

Im Durchschnitt trat bei jedem zweiten Besuch bei einem Arzt oder einer Apotheke eine Warnung vor Wechselwirkungen auf, bei jedem sechsten Besuch eine Intervallwarnung und bei jedem neunten Besuch eine Duplikatswarnung.

Verbesserung der Software empfohlen

Rund 70 Prozent der teilnehmenden Ärzte und 90 Prozent der Apotheker bewerteten eine durch die E-Medikation prinzipiell ermöglichte Medikationsliste als positiv. Etwa 85 Prozent der Patienten fühlten sich bei Ärzten und Apotheken, die bei dem Pilotprojekt teilnahmen, sicherer. Die Wechselwirkungsprüfungen fanden 78 Prozent der Ärzte und 99 Prozent der Apotheker hilfreich, bei den Duplikatswarnungen waren es 81 Prozent der Ärzte und 66 Prozent der Apotheker. Probleme traten allerdings bei der Intervallwarnung auf, etwa wenn Patienten wegen eines bevorstehenden Urlaubes ein Medikament früher wollten. Außerdem war die Mehrheit der Ärzte und Apotheker mit der Benutzerfreundlichkeit der Software und dem damit verbundenen Zeitaufwand nicht zufrieden.

Deshalb empfiehlt der Bericht auch eine Reduktion der Komplexität der Systemarchitektur und eine Verbesserung der Softwarequalität. Vor dem roll-out sollten alle betroffenen Gruppen stärker eingebunden und umfassend informiert werden. Die Überprüfung der Medikamente sollte vereinfacht, die Reichweitenwarnung überhaupt überdacht werden. Kritisch diskutieren sollte man auch die Erfassung der Dosierungen. Den Patienten sollten die Wahlfreiheit für die Teilnahme eingeräumt werden, empfiehlt der Bericht.

Optout-Variante bleibt

Schörghofer stellte dazu klar, dass man bei der E-Medikation ebenso wie bei der gesamten Elektronischen Gesundheitsakte ELGA an der Optout-Variante festhalte, wonach alle Patienten automatisch dabei sind, solange sie nicht explizit ihre Nichtteilnahme erklären. Ärzte, Apotheker und Spitäler sollen zur Teilnahme verpflichtet werden.

Der zuständige Hauptverbands-Manager betonte, dass man nach den Ergebnissen dieses Evaluierungsberichtes die E-Medikation "realisieren muss". Er sicherte zu, dass man die Ergebnisse des Berichts einfließen lassen werde, das Pilotprojekt habe schließlich dazu gedient, Verbesserungsmöglichkeiten zu finden. Technisch wäre es nach Ansicht Schörghöfers möglich, mit dem österreichweiten roll-out Ende 2013 zu beginnen. Dazu ist aber noch das ELGA-Gesetz als rechtliche Basis nötig, für das er auf einen Beschluss noch vor dem Sommer hofft. Für die E-Medikation wurden bisher 3,2 Millionen Euro investiert, je zu einem Drittel von Bund, Ländern und Sozialversicherung. Die Evaluierung hat knapp 100.000 Euro gekostet. An Einsparungen erwartet Schörghofer allein durch die die Vermeidung von Doppelverordnungen rund 30 Millionen Euro pro Jahr.

Stöger und Ärztekammer für E-Medikation

Grundsätzlich positiv zur geplanten E-Medikation hat sich am Donnerstag nicht nur Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) geäußert sondern auch die Ärztekammer. Vizepräsident Artur Wechselberg befand das Grundkonzept als richtig, er forderte aber Erleichterungen für die Ärzte. (APA, 10.5.2012)