Vincent-Koch Peter Zinter (li.) und Gregor Einetter bei der Präsentation der Kochbox.

Foto: derStandard.at/urs

Ein Gericht für zwei Personen aus dem Kochabo-Sackerl.

Foto: derStandard.at/urs

Wir hielten uns (fast) genau ans Rezept.

Foto: derStandard.at/urs

Das Endergebnis: Penne mit Spargel, Pilzen und Zintronenfrischkäse.

Foto: derStandard.at/urs

Der Kochbox-Karton geöffnet.

Foto: derStandard.at/ped

In der Thermobox werden die Produkte in Eis gepackt.

Foto: derStandard.at/ped

Der Inhalt der ersten Kochbox: Farbcodes kennzeichnen die Zugehörigkeit der Zutaten zum jeweiligen Gang.

Foto: derStandard.at/ped

Für den ersten Gang, rote Rüben mit Hühnerleberpraline, werden die roten Rüben im Rohr in einer Salz-Kümmel-Mischung gegart.

Foto: derStandard.at/ped

Anrichten mit den beigepackten Saucen: Rote-Rüben-Reduktion und Lemoncurd von Vincent-Koch Peter Zinter.

Foto: derStandard.at/ped

Der Hauptgang: Saiblingsfilet auf Fenchelkraut mit Erdäpfelwürfeln und Spitzpaprikasud.

Foto: derStandard.at/ped

Derzeit sprießen Lieferservices, die Rezepte samt Zutaten in exakt dosierter Menge ins Haus liefern, hierzulande wie Schwammerln aus dem Boden. Nur mehr kochen müssen die KundInnenen selbst und sparen sich somit Zeit für den Lebensmittel-Einkauf sowie das langwierige Überlegen "Was koche ich heute?". Viele sind des leidigen Nachdenkens überdrüssig, hinzu kommt der Frust, abends im Supermarkt nur noch Reste frischen Gemüses vorzufinden.

Das Konzept ist nicht neu und wird in anderen Ländern, allen voran die USA und Schweden, von den KonsumentInnen gut angenommen. Während diverse Gemüse- und Obstkistlabos sowie Getränkelieferservices in Österreich längst etabliert sind, ist diese Art der Zustellung allerdings neu.

Neben Kochabo, das im Frühling gestartet ist, gibt es in Wien derzeit HelloFresh, Easykochen, Kochbox und Dein Einkaufssackerl, die – je nach Wahl – für einen oder mehrere Tage in der Woche Rezepte samt Zutaten liefern.

Selbst einkaufen, ohne sich den Kopf übers Rezept zu zerbrechen, kann man im Geschäft Feinkoch im sechsten Wiener Gemeindebezirk: Hier werden die Zutaten und Rezepte für verschiedene, wechselnde Gerichte angeboten, die Zeit fürs Einkaufen muss man sich aber trotzdem nehmen.

Abwechslung garantiert

"Aus Faulheit und Bequemlichkeit kocht man immer die gleichen drei bis fünf Gerichte", meint Michael Ströck, Geschäftsführer von kochabo.at, der – wie auch die Kochbox – in der Vorwoche zum Pressegespräch lud. Bei Kochabo können sich KundInnen für drei, vier oder fünf Sackerln mit Lebensmitteln pro Woche für jeweils zwei bis sechs Personen entscheiden, auch ein Veggie-Sackerl ist im Angebot.

Die kleinste Sackerl-Version, drei Gerichte für je zwei Personen, kommt auf 39 Euro, also 6,50 pro Gericht. Für die größte Variante mit fünf Gerichten für je sechs Personen zahlen KundInnen 119 Euro, also nur 3,97 Euro pro Gericht. Bei den gelieferten Zutaten steht Regionalität vor Bio. "Ausschließlich biologische Zutaten anzubieten würde den Preis deutlich erhöhen, zudem ziehe ich konventionelles Gemüse aus Österreich weit gereistem Bio-Gemüse vor", so Ströck.

KundInnen bestellen online, und zwar jede Woche neu, auch wenn der Unternehmensname Kochabo anderes suggeriert. Derzeit wird in Wien und Umgebung geliefert, ab 4. Juni werden auch andere Städte bedient. Lieferzeit ist immer montags zwischen 19 und 22 Uhr, direkt an die Haustüre. Jeweils bis Mittwochmitternacht werden noch Bestellungen für den darauffolgenden Montag angenommen.

Kochabo im Test

Die Gerichte sind auch für AnfängerInnen geeignet und beanspruchen meist nicht mehr als eine halbe Stunde Zeit für die Zubereitung. Wir haben das Gericht "Penne mit Spargel, Pilzen und Zitronenfrischkäse" getestet: Die Zubereitung dauerte zu zweit rund 15 Minuten, das Endergebnis konnte geschmacklich und mengenmäßig überzeugen (für Testerin zwei etwas zu zitronig). Schade nur, dass bei den für das Gericht benötigten Zitronen keine Information zur Genießbarkeit der Schale beigelegt wurde. So wurde als einzige Rezeptabweichung auf die Beigabe der Zitronenschalen verzichtet.

Das Gourmetmenü für daheim

Ein wenig aus der Reihe tanzt das Konzept von kochbox.at. Im Gegensatz zu den anderen Anbietern, die eher den Alltagskochstress erleichtern sollen, richtet sich der Inhalt dieser Kochboxen an Menschen, die etwas Besonderes zubereiten wollen, Freude am Kochen haben und auch durchaus ein wenig Zeit investieren können. Durch die Zusammenarbeit mit Spitzenköchen gibt es Zutaten, die man sonst nirgends kaufen kann.

Gregor Einetter und Miriam Strobach von Le Foodink, einem Unternehmen, das unter anderem Koch-Apps entwickelt, stehen hinter dem Projekt. In Zusammenarbeit mit Peter Zinter, dem jüngsten Dreihaubenkoch Österreichs vom Restaurant Vincent in Wien-Leopoldstadt, wurde für die Juni-Kochbox ein mehrgängiges Menü kreiert, das in den Varianten klassisch und vegetarisch erhältlich ist.

Die Zutaten, die für das Rezept verwendet werden, würden ohne die Kochbox doch einen gewissen Zeitaufwand bei der Besorgung erfordern oder sind exklusiv über diesen Weg erhältlich. So gibt es für die Vorspeise ein kleines Säckchen mit Zitrusblättern aus der Orangerie Schönbrunn, von Vincent-Koch Zinter stammen die Gemüsereduktionen, die in kleinen Säckchen beigepackt sind. Die Erdäpfel stammen vom Kartoffelhof Schramm, die Melothriagurken fürs Dessert müssen überhaupt erst wachsen – sie sollen pünktlich zum Start der Kochbox Ende Mai erntereif sein.

Geliefert wird jeweils am Donnerstag. "Das passt zur Wochenendplanung", erklärte Gregor Einetter bei der Präsentation. Durch ein ausgeklügeltes Verpackungssystem sind die Zutaten auch 36 Stunden lang so gut wie in einem Kühlschrank gekühlt, versichert Einetter. Zugestellt wird österreichweit per DPD, wer zur Zustellzeit nicht daheim sein kann, lässt sich die Box ins Büro liefern. Das Ganze hat natürlich seinen Preis: 39 Euro kostet das zweigängige Menü für zwei Personen samt Zustellung, für vier Personen sind 65 Euro zu veranschlagen.

Kochbox im Test

Beim Testen durch die Redaktion konnte die Kochbox überzeugen: Die Zutaten sind so wie im von Katharina Seiser (esskultur.at) verfassten Rezeptfolder, der der Box beiliegt, nach Gängen farblich markiert, so dass sie klar zugeordnet werden können. Nach zwei Stunden Kochen kann man ein wirklich sehr feines Essen auf Haubenniveau genießen und stellt fest: Trotz der Tatsache, dass man selbst gekocht hat, ist man geneigt, die einzelnen Zutaten zu kommentieren, als ob sie im Restaurant zubereitet worden wären.

Ob Menschen, die gerne für Freunde kochen, damit "leben können", dass sie sich die einzelnen Menükomponenten sowie die perfekte Sauce liefern haben lassen, ist möglicherweise eine der Schwachstellen des Konzepts. Für jene, die einfach wenig Zeit haben, auf die Jagd nach den besten Zutaten zu gehen, ist die Box aber sicher interessant. Erst recht für Menschen, die nicht einen gut ausgestatteten Markt in der Nähe haben oder in ländlichen Regionen leben, wo das Besorgen ausgefallener Produkte noch um einiges schwieriger ist.

Ökologie

Aus ökologischer Sicht sind die diversen Services sicherlich nicht unproblematisch, wobei hier wohl die Zustellung schwerer für die Ökobilanz wiegt als die Verpackungen. Wenn man aber bedenkt, wie viel in durchschnittlichen Haushalten an Lebensmitteln weggeworfen wird, sind die exakt dosierten Zutaten eventuell sogar die bessere Wahl. Schließlich sind auch die meisten Supermarktprodukte in Plastik verpackt. (Petra Eder/Ursula Schersch, derStandard.at, 15.5.2012)