Luftaufnahme des Tatorts.

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Brennende Autowracks.

Foto: EPA/SYRIAN NEWS AGENCY SANA

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Die Explosionen hinterließen einen Krater von drei Metern Tiefe.

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Generalmajor Robert Mood, der Leiter der UNO-Beobachtermission, inspiziert den Tatort.

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Ungeachtet des Waffenstillstands hat es in Damaskus am Donnerstag die bisher blutigsten Anschläge seit Beginn der Anti-Regime-Proteste gegeben. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon warnt vor einem offenen Bürgerkrieg.

Damaskus/Kairo - Zwei heftige Explosionen erschütterten am Donnerstag während der morgendlichen Hauptverkehrszeit Damaskus, sie waren in weiten Teilen der Stadt zu hören. Das staatliche Fernsehen strahlte Bilder von Dutzenden ausgebrannten Autos und Minibussen aus und schreckte nicht davor zurück, auch verkohlte Leichen zu zeigen. Nach Regierungsangaben kamen mindestens 70 Menschen ums Leben, 372 wurden verletzt. In staatlichen Medien war von zwei Autobomben und 55 Toten die Rede. Die meisten Opfer sollen Zivilisten gewesen sein.

Viele Schulkinder wurden Zeugen dieses Grauens im Stadtteil Qazzaz. Die Anschläge, einer davon durch eine Autobombe mit 1000 Kilogramm Sprengstoff, ereigneten sich in der Nähe eines Gebäudes des gefürchteten Militärgeheimdienstes.

Vertreter der Opposition wiesen jede Verantwortung zurück. Sie erklärten den Waffenstillstand für gescheitert. Dagegen riefen Deutschland, Frankreich, die USA und die EU alle Beteiligten dazu auf, an dem Friedensplan festzuhalten. Es waren die bisher tödlichsten Anschläge in Damaskus seit Beginn des Aufstands vor über einem Jahr. Die syrische Hauptstadt steht immer noch weitgehend unter der Kon trolle des Regimes.

Gegenseitige Vorwürfe

Zunächst übernahm niemand die Verantwortung für den blutigen Terror. Nach dem Muster früherer Bombenexplosionen schoben sich Regierung und Opposition gegenseitig die Verantwortung zu. Passanten, die das syrische Fernsehen befragte, machten bewaffnete Gruppen, das Terrornetzwerk Al-Kaida oder den Emir von Katar verantwortlich. Die Freie Syrische Armee (FSA) bestritt, etwas mit den Anschlägen zu tun zu haben.

Die Anschläge werden immer ausgeklügelter, weshalb die Opposition das Regime beschuldigt, dahinter zu stehen: nur seine Handlanger seien in der Lage, in solchen Hochsicherheitszonen zu agieren und über das notwendige Know-how zu verfügen. Mit derartigen Anschlägen wolle das Regime Panik verbreiten und die Opposition diskreditieren.

Kurz nach der Explosion inspizierte auch Generalmajor Robert Mood, der norwegische Chef der UN-Waffenstillstandsbeobachter, die Stelle der Verwüstung. Das syrische Volk verdiene solch schreckliche Gewalt nicht, erklärte er. Sie löse keine Probleme und vergrößere nur das Leid von Frauen und Kindern.

UNO verurteilt Anschläge

Am Vortag war auch Moods Konvoi Ziel eines Anschlages geworden, bei dem mehrere syrische Sicherheitsleute verletzt wurden. Dieser Anschlag könne die Mission der UN-Blauhelme gefährden, erklärte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon danach in New York. Er warnte beide Seiten, dass nur noch wenig Zeit bleibe, um zu verhindern, dass Syrien in einen offenen Bürgerkrieg abgleite.

Der UNO-Sicherheitsrat hat die jüngsten Bombenexplosionen auf das Schärfste verurteilt. In einer gemeinsamen Erklärung sprachen die 15 Ratsmitglieder am Donnerstag von "Terroranschlägen". Zugleich rief das höchste UNO-Gremium die Konfliktparteien in Syrien erneut auf, die Gewalt zu beenden.

Waffenstillstand

Seit drei Wochen gilt ein Waffenstillstand, der immer brüchiger wird. 600 Tote hat die Opposition seitdem vermeldet. Derzeit sind 70 nicht bewaffnete UN-Beobachter im Land, ein Teil von ihnen fest in den Protesthochburgen stationiert. Bis Ende Mai soll das ganze Kontingent von 300 Personen vor Ort sein. Damaskus erteilt aber nur Visa an Beobachter aus genehmen Ländern. Annan hat angekündigt, in den nächsten Tagen nach Syrien zu reisen, um seinen Sechs-Punkte-Friedensplan zu retten.

Die EU und Syriens Verbündeter Russland verurteilten die Anschläge scharf. Ein Sprecher der Union sagte, sie machten die Mission des UN-Vermittlers Annan noch schwieriger. (Astrid Frefel /DER STANDARD, 11.5.2012)