Alexis Tsipras macht sich keine Sorgen. Der jugendliche Führer des "Bündnisses der radikalen Linken" (Syriza), das es bei den Wahlen in Griechenland mit 16,8 Prozent zur zweitstärksten Partei gebracht hat, will die Sparauflagen der EU sofort abschütteln, hat aber keine Angst vor den Folgen.

"Es ist ein Mythos, dass unsere Zukunft im Euro in Gefahr ist", sagte Tsipras. Griechenland werde weiter im Euro bleiben können und Kredite erhalten, auch wenn es die Sparauflagen nicht erfülle, denn die EU könne sich eine Ansteckung von Spanien oder Italien nicht leisten: "Die Kosten für die Eurozone, für Deutschland, würden riesig sein", teilte der smarte Linkspopulist seinen Landsleuten mit.

Das ist die klassische Mentalität "anderer Leute Geld". Sie ist nicht nur auf Griechenland beschränkt und nicht unbedingt nur linkspopulistisch - auch die Rechtspopulisten sind gerne bereit, mit dem Geld anderer Leute die eigene Anhängerschaft oder "den kleinen Mann" oder überhaupt "das Volk" zu alimentieren. Es ist richtig, dass in Griechenland die Reichen Unsummen an der Steuer vorbei ins Ausland geschafft haben. Es ist aber genauso richtig, dass ein sehr beträchtlicher Teil der "normalen" Griechen einen Wohlstand auf Kredit lebte.

Herrschaften wie Tsipras wollen das seelenruhig so weiter betreiben - mit dem Geld anderer Leute aus der EU. Und die Griechen haben sie gewählt. (DER STANDARD, 10.5.2012)