Wien - Schmeckt's? Die betagte Dame lächelt schelmisch und antwortet: " Immer zu gut." Heute braucht sie nicht zu wählen - im mit "Gasthaus" beschilderten Saal im Pensionistenwohnhaus auf der Wiener Schmelz sind diesen Mittwoch alle drei Mittagsmenüs "natürlich gut". So lautet der Titel jenes Programmes, das zunächst als Pilotprojekt in drei Pensionistenwohnhäusern durchgeführt wurde und für das die Bezeichnung " Bio-Essen" nicht ausgereicht hätte. Für einen "natürlich gut Teller", der im Schnitt dreimal pro Woche angeboten werden, müssen mehrere Kriterien zutreffen.

Biologisch, saisonal und nachhaltig

So muss etwa die Hauptkomponente aus Bio-Landwirtschaft stammen. Die Zutaten müssen vorzugsweise aus nahen Bundesländern kommen. Die Produkte müssen saisonal sein - Paradeiser gibt es nur von Juni bis Oktober - eingelegte oder getrocknete Paradeiser im restlichen Jahr.

Der Fleischanteil wird reduziert und kommt nur in Bioqualität auf den Teller. Heimische Fische werden bevorzugt - und sie müssen jedenfalls aus einer nachhaltigen Produktion kommen. Die Speisen bestehen zu zwei Dritteln aus pflanzlichen Zutaten.

Keine Fertiggerichte

Weiters wird auf Portionsverpackungen verzichtet, und es sollen keine Convenience-Produkte eingesetzt werden. Das spart CO2, und die Lehrlinge lernen noch richtig kochen; etwa Nudelteig selbst zubereiten. Werden exotische Produkte wie Bananen oder Reis verwendet - dann müssen sie aus dem fairen Handel kommen.

Grundsätzlich wird mit derart nachhaltigen Speiseplänen CO2 gespart. Für die Menüs, die am Mittwoch auf der Schmelz angeboten wurden, wurde im Vergleich zu einem Kalbswiener mit Erdäpfelsalat (1900 Gramm CO2-Ausstoß) errechnet: Bei der Herstellung von Bio-Schweinsröllchen mit Dinkelgemüsereis werden 44 Prozent weniger emittiert. Beim Bio-Spargel mit gefüllten Erdäpfelnudeln sind es um 87 Prozent weniger. Und bei der Forelle mit Biokohlrabi und Biokarotten sind es 91 Prozent weniger CO2.

Die Stadträtinnen Sonja Wehsely und Ulli Sima (SPÖ) kündigten am Mittwoch an, dass die "natürlich gut Teller" so gut angenommen wurden, dass sie künftig in allen Wiener Pensionistenwohnhäusern angeboten werden. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 10.5.2012)