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Der von Soma Architecture entworfene Themenpavillon für die Expo 2012 in Südkorea ist einem Pottwal nachempfunden.
Foto: APA/SOMA

Ein bisschen wirkt es wie die Fahrt durch ein Neubaugebiet kurz vor Fertigstellung. Vorbei an Zementsäcken und Pflastersteinpaletten schlängelt sich der Bus in Richtung des Expo-Geländes in Yeosu.

Die südkoreanische Stadt hat sich herausgeputzt. Fast jedes Lokal hat seinen Namen durch einen ins Englische, Chinesische und oft auch Japanische übersetzten ergänzt. Die knapp 300.000 Einwohner hoffen in den nächsten drei Monaten auf einen Geldregen.

Zwischen 12. Mai und 12. August erwarten die koreanischen Behörden rund zehn Millionen Besucher. Viele Hotelbetten sind nicht gebaut worden für die Weltausstellung. Die Koreaner gehen davon aus, dass Besucher zwischen Seoul bzw. der Hafenstadt Busan und dem Expo-Gelände pendeln. Wenn die Besucher bleiben wollen, hat Yeosu ein Platzproblem.

Korea möchte die Expo 2012 unbedingt zu einem Erfolg machen. Nicht nur die Ausstellung selbst, auch das Nach-Expo-Management muss dieses Mal funktionieren. Das sei bei der Weltausstellung in Daejon 1993 ein Desaster gewesen, geben die Organisatoren selbstkritisch zu. "Dieses Mal wird alles besser", sagt Kang Hyung-joo, stellvertretende Pressesprecherin der Expo-Leitung.

Vor dem Gebäude, in dem sich zehn internationale Organisationen präsentieren sollen, werden noch Pflastersteine verlegt. Auch Samsung, Hyundai und eine Reihe anderer koreanischer Großunternehmen lassen noch an ihren Fassaden werkeln. Selbst wenige Tage vor der Eröffnung ist noch lange nicht alles fertig.

Themenpavillon der Expo wurde in Wien erdacht

Die Expo in Yeosu ist im Gegensatz zu Schanghai 2010 nur eine kleine "Zwischenausstellung". Alle vier Jahre finden die großen Weltausstellungen statt. In Yeosu präsentieren sich gut 100 Länder und zehn internationale Organisationen. In Schanghai waren es 192 Länder und fünfmal so viele internationale Organisationen. Statt in eigenen Pavillons sind die Länder dieses Mal im internationalen Gebäude mit eigenen Präsentationszentren untergebracht.

Österreich nimmt nicht an der Expo teil. Das Thema der Ausstellung "Der lebendige Ozean und die Küste" sei nichts, wo sich die Alpenrepublik authentisch einklinken könnte, sagte Michael Otter, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Seoul. Zumindest nicht konventionell.

Der Themenpavillon der das Expo-Motto wie kaum ein anderes Gebäude auf dem Gelände verkörpert und sich in seiner geschwungenen Form in die Yeosu-Bucht schmiegt, ist in Wien erdacht worden. "Zwei junge österreichische Architekten haben den Themenpavillon entworfen", freut sich Otter.

Auch die stellvertretende Expo-Sprecherin Kang hat allen Grund zur Freude über den Themenpavillon. Das von Soma Architekten entworfene Gebäude ist fertig. Kang gibt sich alle Mühe, die Innovationen der Expo herauszustellen. Etwa dass der Pavillon eine ganz besondere Außenhaut habe, dass sich die nach Kiemen aussehenden Lamellen verformen lassen und sich mittels der darin verbauten Leuchtdioden der Pavillon als Bildschirm nutzen lässt. Dass es sich bei der von Soma Architekten und dem deutschen Ingenieurbüro Knippers Helbig kreierten Außenhaut um eine Weltneuheit handelt, sagt sie nicht.

Viel Show und wenig Substanz

Kang ist schon beim großen "O" angekommen. Im Wasserbassin vor dem Themenpavillon steht ein großes, o-förmiges Gerüst. Licht und Feuershows werden hier jeden Abend den Himmel über Koreas Südküste erstrahlen lassen. Schön aussehen soll das Gelände, wenn am Samstag die Tore öffnen.

Die Show ist es, die beeindrucken soll. Wie viel Nachhaltigkeit letztlich in der Expo steckt und ob sie es verdient, "grün" genannt zu werden - Stefan Rutzinger, einer der beiden Architekten des Themenpavillons, bezweifelt das. "Es ist wichtig, dass es auf dem Papier grün ist. Ob das umgesetzt wird, da wird dann einfach nicht mehr nachgefragt", sagt er.

So gesehen könnte die Weltausstellung sinnbildlich für die koreanischen Anstrengungen stehen, sich als führend bei Nachhaltigkeit und grünem Wachstum zu präsentieren. Vieles von dem, was in Korea derzeit passiert, ist vor allem große Show, sieht gut aus, lässt aber Substanz vermissen. (Malte E. Kollenberg, DER STANDARD, 10.5.2012)