Ein Bier darf sich sogar Weltmeister nennen: Das Samichlaus des Jahrgangs 2004 wurde als bestes lange gereiftes Bier ausgezeichnet.

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Welches ist denn nun das beste Bier? Keine Frage bekommt man als Bierjournalist öfter gestellt - und die Überraschung (oft auch: Enttäuschung) des Fragestellers ist meist groß, wenn man erklärt, dass es 95 unterschiedliche Bierstile gibt und dass es in jedem davon ein Bier gibt, das mit Fug und Recht als das Beste der Welt bezeichnet werden kann.

Alle zwei Jahre kommen Bierexperten aus der ganzen Welt zusammen, um in einer Serie von Verkostungen die jeweils besten Biere zu ermitteln. Vorige Woche war es wieder so weit: 211 Juroren aus 27 Ländern kosteten sich in San Diego durch 3921 Biere aus 799 Braureien durch - allein die Statistik dieses Wettbewerbs zeigt, wie groß die Konkurrenz ist. Und anders als bei anderen häufig zitierten Bier-Wettbewerben, wo schon das Erreichen gewisser Qualitätsstandards für die Verleihung einer Goldmedaille reicht, wird beim World Beer Cup ausgiebig verglichen: Gold, Silber und Bronze gibt es in jeder Kategorie nur einmal.

Drei Kategorien

In immerhin drei Kategorien war Österreich erfolgreich - ein Bier darf sich sogar Weltmeister nennen: Das Samichlaus des Jahrgangs 2004 wurde als bestes lange gereiftes Bier ausgezeichnet. Das ist ein wichtiger Prestigegewinn für die Braurei Schloss Eggenberg in Vorchdorf, die dieses Starkbier vor allem für Exportmärkte braut, auf denen Bockbiere höhere Wertschätzung genießen als bei uns.

Zudem ist die Kategorie "Aged Beer" entwicklungsfähig, weil der Trend, Jahrgangsbiere einzulagern, in unseren Breiten (anders als in England, Italien oder den USA) erst langsam Fuß fasst: Es sind eben nicht alle Biere Frischeprodukte für den sofortigen Genuss - bei Starkbieren bewirkt die jahrelange Lagerung einen weicheren Trunk und bringt interessante Aromen hervor, die sich im frischen Produkt nicht finden. Insbesondere im Fall des Samichlaus lohnt es, einen Karton für einige Jahre im heimischen Keller nachreifen zu lassen.

Für Pilsbiere gilt das natürlich nicht - die müssen frisch getrunken werden. Und auch da gab es in San Diego eine Überraschung: Gold ging an ein isländisches Pils namens Brio, Silber an das Schönramer Pils aus Petting in Bayern und Bronze an das Baumgartner Pils aus Schärding. Und in der Klasse der süddeutschen Hefeweizen gab es überhaupt keinen Stockerlplatz für ein deutsches Bier, dafür ging noch eine dritte Medaille nach Oberösterreich: Bronze für das in Zipf gebraute Edelweiss. (Conrad Seidl, Rondo, DER STANDARD, 11.5.2012)