Michael Kienzers Arbeit "Ausformung" in der Wiener Galerie Thoman.

Foto: Galerie Thoman

 Andere Arbeiten Kienzers sind in der Galerie Viktor Bucher mit Arbeiten von Markus Wilfing "verabredet": Hier Wilflings formgewordene Reserve in Gips.

Foto: Projektraum Viktor Bucher

Wien - Schluss mit Nettigkeit und Witz: Prägt eine Vielzahl von Michael Kienzers Skulpturen eine freundliche Leichtigkeit, so sind seine neuesten Arbeiten umso abweisender. An Orgelpfeifen erinnern die Aluminiumrohre der Arbeit "Ausformung": Schlanke und gedrungene sind darunter, massive und zarte. Aber der wie in der Gotik aufragende Röhrenkomplex aus Industriematerialien lässt niemanden an sich heran: Horizontale Streben erlauben kein freches Zunahetreten.

Auch der Künstler selbst, dessen Solo im Grazer Kunsthaus gerade zu Ende gegangen ist, assoziiert eine Art "self defending sculpture". Die "Abstandhalter" haben aber auch einen anderen Effekt: Zur massiven Physis der Rohre addieren sie einen Luftraum hinzu.

"In letzter Zeit bereitet es mir Freude, mit meinen Arbeiten Assoziationen zu wecken, die sich jedoch allesamt nicht einlösen", sagt Kienzer. So auch seine riesige Konstruktion aus groben Lochblechen. Die just fertig gewordene Arbeit, die ab Samstag in der Galerie Thoman in Wien zu sehen ist, lässt ebenso an eine Sänfte wie an einen Pavillon denken.

Auch sie vermittelt den Anschein, man könne ihr näherkommen, sie sogar betreten: Doch diese Kuben sind ebenso versperrt. Zwei lange Stange durchbohren den lichten, gerade schwebenden Korpus. Zu Kienzers rechtwinkligen Materialschichtungen aus Aluminium, Holz, Glas und farbigem Plexi, die bühnenartige Räume kreieren, kommt nun eine martialische Schwester: Kühl und abweisend wirkt das bildnerische Prinzip, wenn man sich allein auf das Material Alu konzentriert.

Kein Wunder also, dass man für die Ausstellung Verabredung im Projektraum Viktor Bucher eine kleine, freundlichere Variante mit rotem Plexi wählte ("Application Vol 5", 2012): Hier treffen Kienzers gewitzte Kamerastative ("Manfrotto", 2008), die vorgeben, die Last des ganzen Raums zu tragen, auf Arbeiten von Manfred Erjautz und Markus Wilfling. Auch bei ihnen ist der Raum als Thema allgegenwärtig: Ob in Erjautz' Neonröhre ("Single white cluster", 2005), die der Schwerkraft zu erliegen scheint, in seinem pelzbesetztem Raum aus dem Torso einer Schaufensterpuppe oder in Wilflings Alibert. Dieses Nassraum-Spiegelschränkchen - quasi Stauraum für alles - setzt sich der Künstler kurzerhand statt eines Kopfs auf den Rumpf. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 10.5.2012)