Wien - "Glücklich", sagt Peter Wittmann, "glücklich ist kein Mensch damit." Der SPÖ-Nationalratsabgeordnete und Chef der Bundes-Sportorganisation (BSO) spricht in seiner Funktion als Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich (ASKÖ). Mit "damit" meint er die Tatsache, dass die ASKÖ nicht über neun Landesorganisationen verfügt, sondern über zehn. Wien ist seit Dezember gespalten. Das Beispiel könnte Schule machen, schließlich gibt es in Österreich drei Dachverbände, neben der SPÖ-nahen ASKÖ die ÖVP-nahe Union sowie den ASVÖ. Macht, zumindest in der Theorie, 26 weitere Aufspaltungsmöglichkeiten.

Die Bundes-ASKÖ, der Wittmann vorsteht, stellte ihrem eigenen Wiener Landesverband einen zweiten Verband zur Seite. Der Wiener Arbeiter Turn- und Sportverein (WAT) hatte dies beantragt, das ASKÖ-Präsidium einstimmig abgenickt. Zuvor war der WAT selbst Mitglied der ASKÖ Wien gewesen, wiewohl er als eigener kleiner Dachverband firmiert und fünfzig Vereine vereint. Dennoch hatte der WAT bei ASKÖ-Abstimmungen nur eine Stimme, das war einer der Anstoßsteine. Aus dem WAT ist zu hören, er habe "in Notwehr gehandelt", um zu verhindern, dass ihn die Wiener ASKÖ " am Ende ausrottet".

SP vs SP

Wenn man so will, hat sich ein SPÖ-internes Match entwickelt. Auf der einen Seite Beate Schasching, Ex-Nationalratsabgeordnete und aktuelle Vizepräsidentin des niederösterreichischen Landesschulrats. Auf der anderen Seite Christian Pöttler, Chef des Echo-Medienhauses. Schasching hat in der ASKÖ Wien seit April 2001 gemeinsam mit Geschäftsführer Werner Raabe das Sagen. Sie spricht selbst davon, dass "der WAT eine historisch begründete Eigenstellung hat", es deshalb "oft Dissenz und Diskussionen gab". Sie habe deeskalieren wollen und Pöttler, den WAT-Chef, vor drei Jahren als Vizepräsidenten ins Boot geholt. "Eine Zeitlang war er präsent, dann zog er sich zurück." Pöttler: "Es gibt unterschiedliche Auffassungen, wie Sport in Wien zu organisieren ist." Und seine Auffassung habe "mit Offenheit und mit Dialog zu tun".

Wittmann will sich "heraushalten", es gelingt ihm nicht ganz. In Wien gebe es, sagt er, "seit etlichen Jahren Schwierigkeiten", jetzt hoffe er, "dass die Wiener vernünftig werden". Das Match ASKÖ gegen WAT will er sich "ein Jahr lang anschauen".

Wer mit wem (nicht) kann

Letztlich, ist aus beiden Lagern zu hören, lässt sich alles auf persönliche Differenzen herunterbrechen. Wittmann kann nicht mit Schasching und vice versa. Pöttler, der den WAT-Vorsitz 2008 vom 26 Jahre lang amtierenden Karl Blecha übernahm, kann nicht mit Raabe und vice versa. Aktuell rüstet der WAT, für den sich auch Ex-Wasserspringerin Anja Richter ins Zeug legt, ordentlich auf, was schon einige Klubs dazu bewegte, von der Wiener ASKÖ hinüberzuwechseln. Diese, an Klubs zehnmal so stark wie der WAT, hält dagegen. "Warum zum Schmiedl gehen, wenn's auch einen Schmied gibt?", schrieb Raabe in einer Aussendung. "Bundespräsident" Wittmann legt Wert darauf, dass die Wiener ASKÖ-Vereine insgesamt nicht mehr Fördergelder lukrieren als früher.

So oder so bleibt bemerkenswert, dass man sich innerhalb dieses SPÖ-nahen Verbands sogar mit FPÖ und BZÖ vergleicht, die "ja auch einmal zusammen waren und auseinandergegangen sind". Von ewiger Zweigleisigkeit geht innerhalb der ASKÖ freilich niemand aus. Schasching redet davon, " Arbeitsgruppen zu bilden mit dem Ziel, wieder eine Einheit zu werden". Und auch Pöttler spricht von einer "Trennung auf Zeit". Sieht so aus, als könnte das eine Bundesland Wien über kurz oder lang doch wieder mit einem ASKÖ-Landesverband das Auslangen finden. "Und dessen Präsident", sagt Pöttler, "sollte dann am besten weder Schasching noch Pöttler heißen." (Fritz Neumann, DER STANDARD, 10.5. 2012)