Die TU Wien hat Schulden in Höhe von etwa 20 Millionen Euro angehäuft und sich einen harten Sparkurs verordnet. Für das kommende Wintersemester wurde ein Aufnahmestopp für die Lehramtsstudien Mathematik, Chemie, Physik und Informatik beschlossen. Jetzt protestieren Studenten und Professoren im Rahmen einer "Street Lecture" gegen die "chronische Unterfinanzierung" ihrer Universität.

Professor Peter Weinberger (re.) von der Fakultät für Technische Chemie und seine Studenten demonstrieren im Labormantel mit Pipette und Reagenzglas gegen die "chronische Unterfinanzierung" der Technischen Universität in Wien.

Foto: derstandard.at/hays

Sie haben eine kleine Tafel aufgestellt, einen Campinggaskocher, Glaskolben und Porzellantiegel für den Anschauungsunterricht. Auch ein Feuerlöscher steht bereit.

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"Wir werden nicht ernst genommen", sagt Weinberger, "wir haben genug von den Versprechen der Politik."

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Felix Steinhardt, Student der Physik, überreicht Touristen, Naschmarktbesuchern und anderen Passanten Flyer und versucht zu erklären, warum ein mobiles Labor auf der Operngasse steht und ein Professor mit flüssigem Stickstoff hantiert. "Einige unterstützen das", sagt er, "andere weisen die Flyer passiv aggressiv ab."

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Ein Pensionist mit Schiebermütze und orange getönten Sonnenbrillengläsern fragt eine Studentin im Bärenmühldurchgang, die ebenfalls Flyer verteilt: "Seid ihr vollkommen übergeschnappt?"

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Professor Weinberger und seine Assistenten lassen sich nicht ablenken, sie wollen heute beweisen, dass die Chemie gebraucht wird.

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Die Zuschauer klatschen und pfeifen für die gelungenen Experimente. Weinberger sagt: "Was wir an der TU forschen, geht in alle Lebensbereiche hinein." Polymerforschung sei zum Beispiel wichtig für die Entwicklung von Zahnersatzmaterial.

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Durch den flüssigen Stickstoff steht der Asphalt kurzfristig unter "Schockfrost".

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Rund 300 Zuschauer wohnen - mit Sicherheitsabstand - der Einführungs-Vorlesung in rebellische Chemie bei.

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Sein Schlussexperiment widmet Weinberger dem Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle. Ein Luftballon ist an einem langen Stab befestigt, er soll für die heiße Luft stehen, die der Minister verbreite. Eine Zündschnur brennt. Der Professor verspricht einen "lauten Pumperer". Die Leute schauen gespannt nach oben - der Ballon sackt dann aber nur unspektakulär zusammen.

 

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Und weil Chemiker eine Uni-Ferkelei nicht verantworten wollen, wird abschließend noch mit H₂O aufgewaschen.

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Nächste Woche soll es wieder eine naturwissenschaftliche Protest-Vorlesung geben. Dann übernehmen die Mathematiker die Straße. (Stefan Hayden, derStandard.at, 9.5.2012)

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