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Zwischen Essen  und Substanzkonsum könnte eine Art "Konkurrenz um Belohnungsgefühle" bestehen.

Foto: REUTERS/Michael Kooren

Wien  - Untergewichtige konsumieren offenbar häufiger illegale Drogen als Normal- und Übergewichtige bzw. Adipöse. Das hat eine epidemiologische Studie von Wissenschaftlern der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien am AKH unter der Leitung von Otto Lesch ergeben. Dass es einen ursächlichen Zusammenhang gibt, ist möglich, erklärte Erstautor Victor Blüml.

Die Fachleute analysierten die Daten aus den Befunden der Stellungsuntersuchungen von 1.902 jungen Männern (2002) aus Niederösterreich. Für die nächste Zukunft ist eine Wiederholung der Studie geplant.

Jedenfalls, so Blüml und die Co-Autoren in der Fachzeitschrift "The American Journal on Addictions": "140 junge Männer (7,5 Prozent) hatten einen positiven Harntest auf illegale Drogen. Die am häufigsten festgestellte Droge war Cannabis (95 Studienteilnehmer; 5,1 Prozent), gefolgt von Opiaten (50 Personen; 2,7 Prozent). Kokain war von sieben Teilnehmern konsumiert worden (0,4 Prozent), Amphetamine von fünf Personen (0,3 Prozent) und Benzodiazepine von drei Männern (0,2 Prozent).

Je mehr Gewicht, desto niedriger der Drogenkonsum

Stellte man das dem Körpergewicht gegenüber, zeigte sich, dass, im Vergleich zu Untergewichtigen, Probanden mit einem normalen BMI eine um 52 Prozent geringere Häufigkeit für die Einnahme von illegalen Drogen hatten, bei Übergewichtigen war das Risiko um 62 Prozent reduziert, bei Adipösen gar um 71 Prozent.

Blüml: "Es gibt die Hypothese und auch immer mehr wissenschaftliche Literatur dazu, dass illegale Drogen ebenso wie Essen im Gehirn auf dieselben 'Belohnungszentren' wirken." Zwischen Essen (auch zu viel Nahrungsaufnahme) und Substanzkonsum könnte also eine Art "Konkurrenz um Belohnungsgefühle" bestehen.

Aus der Studie kann man aber keinen eindeutigen ursächlichen Zusammenhang ablesen: Ob illegaler Drogenkonsum den Appetit reduziert oder Essen vor Drogenkonsum schützt, ist unklar. Genauso könnte aber auch das Faktum gegeben sein, dass sich Drogenkonsumenten einfach mangelhafter ernähren.

Ähnlichkeiten zu Nikotin

Eine ähnliche Beobachtung fand sich auch beim Nikotinkonsum: Junge Männer mit moderater Nikotinabhängigkeit hatten das 2,44-fache Risiko für einen positiven Drogentest, Probanden mit hoher Nikotinabhängigkeit gar das vierfache Risiko. Auch Nikotin wirkt als eine der am stärksten abhängig machenden Substanzen auf das Belohnungszentrum. (APA, 9.5.2012)