Wien - Das Gutachten über die Bayern-Zeit der Hypo bringt erneut bunte Blüten an die Oberfläche Kärntner Sümpfe. Auf etlichen Seiten und in einem eigenen Kapitel beschäftigt sich Gutachter Fritz Kleiner (zu einer Stellungnahme war er nicht bereit) mit dem Thema Beraterverträge.

Freizügig gab man sich aber auch gegenüber Exvorstandschef Tilo Berlin, mit dessen "Ausstieg" sich der Gutachter auf 25 Seiten beschäftigt. Konkreter gesprochen geht es um die "Bedingungen/Golden Handshake" in der Vereinbarung für seine Vertragsauflösung.

Kooperationen

Zur Erinnerung: Der Investor wurde im Juni 2007 (gegen den Vorschlag von Personalberater Spencer Stuart) Bankchef, bekam laut Vertrag 650.000 Euro im Jahr. Zudem schloss die Bank mit seiner Berlin & Co. AG ein Kooperationsabkommen. Ob es tatsächlich zu Kooperationen kam, konnte der Gutachter "nicht feststellen".

2009 war Berlins Zeit bei der arg gebeutelten Hypo vorbei, Berlin bot an, sein Mandat per Ende April 2009 zurückzulegen. Es sollte sich lohnen. Der Mann mit Wohnsitz in Berlin und auf dem Kärntner Ulrichsberg ("Siedlungskostenersatz" von 30.000 Euro hatte er einst trotzdem bekommen) bekam eine Abfertigung von 975.000 Euro. Der Golden Handshake trotz freiwilligem Abgang setzte sich laut Aufsichtsratschef Michael Kemmer aus einem Jahresbruttogehalt plus Prämie zusammen.

Der Aufsichtsrat stimmte dem zu und nickte letztlich noch zusätzliche 50.000 Euro ab: die Kompensation "für den Wegfall der Nutzung von Nebenleistungen wie Dienstwagen inkl. Fahrer, Sekretariat sowie sonstiger Infrastrukturleistungen". Macht in Summe 1,025 Mio. Euro.

Gut bedient

Gut bedient wurde auch Ex-Bayern-LB-Chef Werner Schmidt; von Herbst 2007 bis März 2008 war der langjährige Bekannte Berlins Hypo-Aufsichtsratschef. Seine Schmidt Consulting schloss schon 2001 einen Beratervertrag mit der Hypo; "Herr Berlin hat mich an Kulterer vermittelt", sagte Schmidt zum Staatsanwalt. Über die Existenz des Vertrags vereinbarte man "Stillschweigen". Honorar pro Tag: 3000 Euro.

Im Juni bekam der Banker 30.500 Euro überwiesen; bei "Kosten und Auslagen" (darunter Maut und Vignette, Flug und Taxi) war man sich in die Haare geraten. Deswegen wurde Schmidts ursprüngliche Honorarforderung von 23. Mai (49.277,13 für ihn und einen Mitarbeiter) gekürzt.

Die kleine Unstimmigkeit tat der Verbundenheit offenbar keinen Abbruch: Im Mai 2008 (im Februar war der gescheiterte Bayern-Banker aus der BLB und am 1. März aus der Hypo ausgeschieden) bekam die Schmidt Consulting erneut einen Vertrag, von Mai 2008 bis Ende 2009. Vereinbartes Honorar: 100.000 Euro pro Jahr, für 20 Beratertage, plus Reisekosten und Auslagen. In der Hypo unterschrieben diesen Vertrag, für den wieder Stillschweigen vereinbart wurde, Berlin und Wolfgang Peter. Bezahlt hat die Hypo bis Ende 2008 (eine Zahlung überwies Schmidt zurück), in Summe 51.226,45 Euro netto.

Der Aufsichtsrat wusste von dem Mandat nichts, wurde erst im November 2009 von Bankchef Franz Pinkl (Berlins Nachfolger war nach einer Hausdurchsuchung auf die Unterlagen gestoßen) informiert. Berlin rechtfertigte sich gegenüber einem Aufsichtsrat damals damit, der Vertrag sei "absolut üblich". (gra, DER STANDARD, 9.5.2012)