Keine Frage: Die dramatisierte Textkompilation "Das Trojanische Pferd" im Kasino des Burgtheaters hat, vor allem im dritten Teil, einige Längen. Aber alle, die in der Schule Altgriechisch lernen durften oder eher mussten, wissen es genau: Die "Ilias" hat weit mehr von diesen.

Eigentlich müsste die Produktion, die vor wenigen Tagen Premiere hatte, von Lehrern wie Schülern gestürmt werden: So klar und plausibel wird die Geschichte um den elendslangen, nur mit einer List beendeten Krieg selten erzählt.

Auch wenn die weiße Mauer aus Schaumgummiklötzen ziemlich an "The Wall" von Pink Floyd erinnert: Direktor Matthias Hartmann hat sich ein paar schöne Bilder einfallen lassen. Wenn Achill den Kopf von Hektor, dem wackeren Troer, im wahrsten Sinn des Wortes "schleift". Oder wenn das Ensemble die enorme Größe der griechischen Flotte mit Papierschiffchen vor Augen führt. Oder wenn es in Windeseile ein in der Tat beeindruckendes Pferd baut.

Aber noch etwas anderes fällt positiv auf: Wie schon bei "Krieg und Frieden" erarbeitete Hartmann den Stoff mit etlichen Ensemblemitgliedern, die gegenwärtig nicht zu den Stars zählen, die sogar unterbeschäftigt sind. Sich dieser anzunehmen und sie einzubinden: Das wäre Hartmanns Vorvorgänger Claus Peymann nie eingefallen. Und das Team dankt es dem Chef: Es wirft sich mit aller Kraft in die Schlacht. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 9.5.2012)