Aus Wut über ausstehende Zahlungen haben Dutzende ehemalige Aufständische den Sitz der libyschen Übergangsregierung angegriffen. Zahlreiche Bewaffnete umzingelten das Gebäude in der Hauptstadt Tripolis und gaben Schüsse ab, wie ein Regierungsmitarbeiter am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Einer Gruppe Bewaffneter sei es gelungen, in das Gebäude einzudringen, aus dem Inneren seien Schüsse zu hören. Der österreichische Handelsdelegierte David Bachmann berichtet auf Twitter ebenfalls von dem Schusswechsel. Nach Angaben aus dem Innenministerium wurden mindestens zwei Wachleute getötet und mehrere weitere verletzt.

Regierungssprecher Nasser al-Manaa sagte, die Ex-Rebellen forderten ihre Beteiligung an einem Bonus-System, von dem vor allem Zivilisten profitieren, die sich am Kampf gegen die Armee von Muammar al-Gaddafi beteiligt hatten. Das Geld soll die ehemaligen Aufständischen dazu bringen, ihre kurze Karriere als Rebellen zu beenden und ihre Waffen abzugeben. Wegen weitverbreiteten Betrugs hatte die Übergangsregierung die Zahlungen im April aber vorerst gestoppt. Bei Milizionären, die bisher leer ausgingen, stieß dies auf heftigen Protest. Bereits damals griffen sie kurz den Regierungssitz in Tripolis an.

Nach Angaben von Regierungssprecher al-Manaa gibt es bereits ein Treffen der Ex-Rebellen mit dem Verteidigungsminister, um nach einer Lösung zu suchen. Augenzeugenberichten zufolge sind inzwischen rund um den Regierungssitz Panzerfahrzeuge aufgefahren. Alle Straßen in der Umgebung seien abgeriegelt. (red/APA, derStandard.at, 8.5.2012)