Apps wie Viddy könnten das Video-Pendant zu Instagram werden.

Foto: Viddy

Mit der Milliarden-Übernahme durch Facebook hat das Startup Instagram bewiesen, dass in Smartphone-Apps noch enormes Potenzial steckt. Foto-Apps, die Handy-Bilder aufmotzen und einfaches Teilen in sozialen Netzwerken ermöglichen, haben in den vergangenen Jahren einen wahren Boom erlebt. Nun rücken Video-Apps ins Rampenlicht, die den gleichen Boom um bewegte Bilder aufbauen wollen.

Filmen und sharen

In den App Stores tummeln sich bereits zahlreiche Programme, die Zusatzeffekte über die Standard-Kameras hinaus und einfache Sharing-Funktionen bieten. Viddy für iOS etwa bietet zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten und kostenpflichtige Zusatzpakete. Nutzer können ihre Clips mit Musik und Effekten versehen und auf Facebook, YouTube und Co hochladen. Socialcam für iPhone und Android bietet ebenfalls Filter, Sharing-Funktionen und unlimitierte Upload-Möglichkeiten. Über Mobli für iOS, Android und Blackberry können User Fotos und Videos zu verschiedenen Themen teilen.

Probleme mit Geschäftsmodell

Ein Problem, das auch Foto-Apps haben, ist jedoch das Geschäftsmodell. Zwar bieten einige Apps kostenpflichtige Zusatzpakete an, doch daraus lässt sich noch kein lukratives Business aufbauen. Werbung in mobilen Apps anzuzeigen kann Nutzer wiederum schnell vergraulen, denn im Gegensatz zum Desktop-Display nimmt eine Anzeige auf dem Smartphone-Screen naturgemäß mehr Platz ein und stört das Layout stärker. So hat sich selbst Facebook bislang nur zaghaft an Werbung in seinen mobilen Versionen versucht.

Experimentelle Features

Dino Decespedes, Vizepräsident von Mobli, bringt es im Gespräch mit dem Wall Street Journal auf den Punkt: Smartphones "sind kein sexy Ort um Werbung anzuzeigen". Doch das Interesse der User und Investoren an Video-Apps ist vorhanden. Mobli konnte seit vergangenem September drei Millionen Nutzer versammeln und wird von Prominenten wie Leonardo DiCaprio und Tobey Maguire unterstützt. Viddy wurde seit dem Launch vor etwa einem Jahr 26 Millionen Mal heruntergeladen und experimentiert mit kostenpflichtigen Zusatzfiltern. Socialcam überlegt eine Funktion, die es Unternehmen ermöglicht Videos auf die Geräte von Nutzern zu pushen, wenn diese etwa an einen bestimmten Ort kommen. Vorerst wird mit diesen Funktionen jedoch noch viel experimentiert.

Videos brauchen mehr Zeit

Ein weiteres Problem, vor dem Entwickler von Video-Apps stehen, ist die Tatsache, dass Videos mehr vom mobilen Datenvolumen der Nutzer verbrauchen und aufwändiger in der Erstellung sind. Ein Foto vom Live-Konzert auf Facebook zu stellen dauert im Idealfall (und bei guter Internetverbindung) nur wenige Sekunden. Bei einem Video wird es umständlicher. Und schließlich wird auch den Freunden in den sozialen Netzwerken mehr Zeit abverlangt ein Video anzusehen.

Ausnahme-Deal für Instagram

Die Entwickler dieser Apps dürfen jedenfalls kaum darauf hoffen wie Instagram für eine Milliarde US-Dollar von einem Riesenkonzern übernommen zu werden. Ein derartiger Deal ist selten, zumal Instagram selbst kein Geschäftsmodell hatte, "nur" 35 Millionen User. Nicht wenige Branchenbeobachter halten die Summe daher für hoch angesetzt. Doch Facebook steht kurz vor dem Börsengang und muss sicherstellen weiteren Mehrwert für die Nutzer zu bieten. Instagram könnte dem Unternehmen helfen, sein Werbegeschäft auf mobile Apps auszubauen, sobald das Problem mit mobilen Anzeigen gelöst ist. (red, derStandard.at, 8.5.2012)