Hohe Intensität: die Cellistin Rina Kaçinari.

Foto: Frodl

Die Bratschistin Jelena Poprzan.

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Als "etwas, das sich kaum einfangen lässt", bezeichnet Julya Rabinowich im Booklet-Text zur soeben erschienenen Debüt-Einspielung (bei Col legno erschienen) die dort gespeicherten Klänge, als "koboldhaft und leicht wie ein Schmetterling". Um in der Folge Sequenzen aus Andrej-Tarkowski-Filmen ebenso herbeizuassoziieren wie japanische Mangas.

Tatsächlich ist die Musik von Catch-Pop String-Strong eine bildhafte, griffige, die hier nascht und dort entlehnt, immer wieder Aha-Effekte auslöst, sich aber doch vorschnellen Schubladierungen verweigert. Bratschistin Jelena Poprzan und Cellistin Rina Kaçinari, die beiden klassisch ausgebildeten Wahl-Wienerinnen aus der Woiwodina bzw. aus dem Kosovo, spielen mit Balkan-Assoziationen, sperren sich aber gegen eine eindeutige Verortung in diesem immer noch ertragreichen Eck des World-Music-Markts.

Andrerseits entsteht in den Brückenschlägen zu schottischen Strathspeys und Reels, zur "Seeräuber-Jenny" aus der Dreigroschenoper Kurt Weills (bei den offenbar unvermeidlichen Bach- und Tango-Exkursen drücken wir beide Augen fest zu!) nicht der Eindruck eines Allerweltscrossovers.

Abseits dieser Fragen überzeugen Poprzan/Kaçinari vor allem durch die expressive Wucht ihrer Musik: Dass ein vokal unterstütztes Streicher-Duo mitunter zu orchestraler Klangfülle befähigt ist, wird ebenso demonstriert wie kammermusikalische Akkuratesse, filigrane Grooves.

Es sind also recht vertraute musikalische Geschichten, die man hier vernimmt, von Jelena Poprzan und Rina Kaçinari auf publikumswirksame, aber klischeefreie Art und Weise erzählt. Wie schrieb Julya Rabinowich doch so treffend? "Ich kenne diese Melodien und kenne sie doch nicht, denn sie bleiben nicht lange genug altbekannt, als dass ich sie erkennen könnte: Sie sind immer noch fremd, obwohl sie nach Erinnerungen meiner Kindheit riechen." (felb, DER STANDARD, 8.5.2012)