Geht in Sachen Medientransparenz in die Offensive: "Heute"-Herausgeberin und -Geschäftsführerin Eva Dichand.

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Geballte Familienmacht der Dichands: Wem "Krone" und "Heute" gehören

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Wien - 200.000 Euro mehr, und die Wettbewerbsbehörde hätte gefragt werden müssen: 2004, im ersten Rumpfgeschäftsjahr von "Heute", setzte der Verlag der Gratiszeitung 1,8 Millionen Euro um. Ab zwei Millionen wäre der Zusammenschluss der Gratiszeitung "Heute" und ihrer heutigen Eigentümer anmeldepflichtig gewesen.

Die Behörde schaute ohnehin genauer hin: Sie hatte nach einer Anzeige zu untersuchen, ob die über Jahre verschleierten Eigentumsverhältnisse von Wiens heute größter Zeitung keinen verbotenen Zusammenschluss bargen.

Mit offiziellem Schreiben vom Montag verneinte die Behörden neben anmelderelevanten Umsätzen auch das: Rein wettbewerbsrechtlich hätte Hans Dichand auch als "Krone"-Hälfteeigentümer eine Gratiszeitung gründen können. Seine "Krone"-Mitgesellschafterin, die deutsche WAZ-Gruppe, untersagte ihm das freilich, nachdem sie zusammen mit Miteigentümer Raiffeisen die gemeinsame Mediaprint-Gratiszeitung U-Express abgedreht hatte.

Nur Wochen danach, am 6. September 2004, startete Wolfgang Jansky, der ehemalige Pressesprecher von Dichand-Intimus Werner Faymann, "Heute". Eigentümer: zunächst eine Treuhandkanzlei, dann eine Privatstiftung, dann übernimmt im September 2005 eine Fidelis GmbH 74 Prozent.

Geschäftsführerin dieser Fidelis ist Eva Dichand. Und seit Ende 2005 mehr als das: Am 23. Dezember 2005 rief Eva Dichand mit ihrem Bruder Georg Kriebernegg die Pluto Privatstiftung ins Leben. Dieser Pluto gehören seither die 74 Prozent am Heute-Verlag. Die Fidelis hielt sie nur treuhändig, den Steuerbehörden war dieses Verhältnis laut Wettbewerbsbehörde seit 2005 bekannt. Begünstigte der Pluto-Stiftung sind Eva und ihre Kinder.

"Keine Sippenhaftung"

Drei hat sie, mit ihrem Mann Christoph Dichand, dem Eigentümervertreter von 50 Prozent an der Kronen Zeitung, zugleich deren Chefredakteur und Herausgeber.

Montag machte Eva Dichand via APA öffentlich, wie sie einst mit "Heute" stiften ging. Zwei Monate, bevor Medien am 1. Juli präziser offenlegen müssen, wem sie gehören.

Eva Dichand hat mit diesem Schritt das Bild nur untermauert, dass eine Familie die beiden weitaus größten Tageszeitungen Österreichs kontrolliert. Im Stiftungsvorstand der Pluto sitzt etwa Dichands ehemaliger Chef und Vertrauter Kurt Stiassny.

Was der Langzeitriese "Krone" seit Jahren an Lesern verliert, gewinnt Heute. Und dass die Gratiszeitung einer Stiftung Eva Dichands zu ihren und der Kinder Gunsten gehört, dürfte die Position der Dichands gegenüber den "Krone"-Mitgesellschaftern WAZ wirtschaftlich stärken. Die Dichands boten für die WAZ-Anteile bisher mit 150 bis 160 Millionen weit weniger, als die WAZ verlangt - die bei 200 beginnt.

Die WAZ wird juristisch wohl genau prüfen, ob die Konstruktion den Gesellschaftsverträgen entspricht. Wie sagte Eva Dichand Montag der APA? "Es gibt keine Sippenhaftung für Ehepartner." (Harald Fidler, DER STANDARD, 8.5.2012)