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Foto: NASA/AP/dapd

Berlin/Rotterdam - 40 Jahre ist es her, dass der Club of Rome den legendären Bericht "Die Grenzen des Wachstums", zusammengestellt vom US-Ökonomen Dennis L. Meadows, präsentierte. Ausgehend von den zentralen Faktoren Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Ernährungslage, Rohstoffressourcen und Zerstörung von Lebensraum mündete der Bericht in die Aussage, dass bei unverändert voranschreitender Entwicklung "die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht" würden.

Ausblick bis 2052

Im Jubiläumsjahr wird der Club of Rome einen neuen Bericht vorlegen, und der soll einen Ausblick auf die kommenden vier Jahrzehnte umfassen. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob die Menschheit auf einen umweltfreundlicheren Pfad umschwenken kann, bevor es zu spät ist. Grundzüge des Berichts "2052: A Global Forecast for the Next Forty Years" ("2052: Eine globale Vorhersage für die nächsten 40 Jahre") wurden bereits vorab bekanntgegeben.

Die Studie beleuchtet unter anderem, wie stark die Weltbevölkerung noch ansteigen wird. Weitere Fragen sind, ob die Erde die zunehmende Bevölkerung versorgen kann sowie welche Nationen "aufsteigen" und welche zu den Verlierern zählen werden. Die Studie kommt im Vorfeld des UN-Gipfels für Nachhaltigkeit Rio+20 heraus.

Einige der Thesen als Vorabveröffentlichung:

  • Die Weltbevölkerung wird kurz nach 2040 bei 8,1 Milliarden Menschen ihren Höchststand erreichen und dann zurückgehen.
  • Das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird langsamer als erwartet steigen. Um das Jahr 2050 wird das weltweite BIP 2,2 mal größer sein als heute.
  • Der Produktivitätszuwachs wird geringer ausfallen als in der Vergangenheit, weil viele Volkswirtschaften ihr Entwicklungspotenzial ausgeschöpft haben und weil soziale Verteilungskämpfe und extreme Wetterbedingungen zunehmen werden.
  • Das Ausbleiben von engagierten und konsequenten Reaktionen der Menschheit in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts wird die Welt in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts auf einen gefährlichen Pfad der sich selbst verstärkenden globalen Erwärmung bringen.
  •  Verlieren wird überraschenderweise die aktuelle globale Elite, besonders die USA (...). China wird der Gewinner sein. ... Alle - und besonders die Armen - leben in einer zunehmend chaotischen und klimageschädigten Welt.

Hintergrund

Der Hauptautor Jorgen Randers (66) ist Professor an der Norwegian Business School in Oslo. Anfang der 1970er Jahre arbeitete Randers bereits in dem Forscherteam am Massachusetts Institute of Technology mit, das die "Die Grenzen des Wachstum" verfasst hat. In den neuen Report flossen neben Statistiken auch Beiträge dutzender renommierter Wirtschafts- und Zukunftsforscher sowie Naturwissenschafter ein. Im Anschluss an die Präsentation ist am Montagmittag eine Podiumsdiskussion unter anderem mit dem Generalsekretär des Club of Rome, Ian Johnson, und dem WWF-Präsidenten Yolanda Kakabadse geplant. (APA/red, derStandard.at, 6.5.2012)

=> Der Club of Rome und "Die Grenzen des Wachstums"

"Club of Rome" - für eine bessere Welt

Der "Club of Rome" ist ein Zusammenschluss von Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft. Die gemeinnützige Organisation mit rund 100 Mitgliedern aus mehr als 30 Ländern setzt sich für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft der Menschheit ein. Sie will das Bewusstsein für die komplexen Probleme der Erde und mögliche Lösungen fördern.

Mit ihren Projekten und Veröffentlichungen versucht sie, Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft etwa auf die zunehmende Armut in den Entwicklungsländern, das rasante Bevölkerungswachstum und die globalen Umweltprobleme aufmerksam zu machen. Der Club wurde 1968 auf Initiative des italienischen Industriellen Aurelio Peccei (1908-1984) und des schottischen Wissenschafters Alexander King (1909-2007) in Rom gegründet. Aufsehen erregte er 1972 mit dem Bericht "Die Grenzen des Wachstums". Das Werk rief die Knappheit der Rohstoffe ins Bewusstsein und löste eine weltweite Debatte aus.

40 Jahre "Die Grenzen des Wachstums"

Mitten im Wirtschaftsboom der westlichen Welt zeigte der Club of Rome 1972 der Menschheit ihre Grenzen auf. Der Forscherverbund hatte zwar einige Rohstoffvorräte der Erde unterschätzt. Doch auch 40 Jahre nach der Veröffentlichung scheinen viele Kernthesen des Buches "Die Grenzen des Wachstums - Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit" weiterhin gültig zu sein. Die Autoren um Dennis Meadows fassten ihre Schlussfolgerungen so zusammen:

Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten 100 Jahre erreicht. Mit großer Wahrscheinlichkeit führt dies zu einem ziemlich raschen und nicht aufhaltbaren Absinken der Bevölkerungszahl und der industriellen Kapazität.

Es erscheint möglich, die Wachstumstendenzen zu ändern und einem ökologischen und wirtschaftlichen Gleichgewichtszustand herbeizuführen, der auch in weiterer Zukunft aufrechterhalten werden kann. Er könnte so erreicht werden, dass die materiellen Lebensgrundlagen für jeden Menschen auf der Erde sichergestellt sind und noch immer Spielraum bleibt, individuelle menschliche Fähigkeiten zu nutzen und persönliche Ziele zu erreichen.

Je eher die Menschheit sich entschließt, diesen Gleichgewichtszustand herzustellen, und je rascher sie damit beginnt, umso größer sind die Chancen, dass sie ihn auch erreicht.