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Die Lufthansa wird gerade einmal ein bisschen durchgeschüttelt, auf der HV muss wohl einiges erkärt werden.

Foto: AP/Erichsen

Köln/Frankfurt - Die AUA-Mutter Lufthansa hat schon ruhigere Hauptversammlungen absolviert: Wenn die Anteilseigner der umsatzstärksten Airline Europas am Dienstag (8. Mai) in der Kölner Lanxess-Arena zusammenkommen, gibt es eine Menge zu besprechen. Neben den großen Strategiefragen geht es auch um düpierte Vielflieger und um Dividenden in Zeiten des Arbeitsplatzabbaus.

Gespannt warten die Eigentümer auf Ausführungen des Vorstands zur künftigen Strategie des europäischen Branchenprimus, der von Billigfliegern und preisaggressiven Golf-Carriern wie Etihad, Qatar und Emirates in die Zange genommen wird. Das Unternehmen antwortet mit einem weiteren milliardenschweren Sparprogramm namens "Score", bei dem in einem ersten Schritt 3.500 von weltweit 16.800 Stellen gestrichen werden. Lufthansa werde eine Qualitäts-Airline bleiben, betont Lufthansa-Chef Christoph Franz immer wieder, stellt aber das teure Full-Service-Modell für die Europaflüge in Frage.

Fehlkäufe in der Vergangenheit

Der zu Jahresbeginn 2011 ins Amt gekommene Vorstandsvorsitzende räumt inzwischen mächtig auf mit den Fehleinkäufen aus der Vergangenheit: British Midland (bmi) ist bereits verkauft, Lufthansa Italia dicht, Jade Cargo so gut wie abgewickelt und bei Brussels Airlines scheut Franz derzeit eine Aufstockung der eigenen Anteile. Am heikelsten für den Gesamtkonzern ist sicher die immer noch nicht abgeschlossene Sanierung der österreichischen Austrian Airlines (AUA).

Der frühere Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber, den viele für die Fehleinkäufe verantwortlich machen, steht in Köln noch nicht zur Wahl als neuer Aufsichtsratschef. Amtsinhaber und Lufthansa-Legende Jürgen Weber hält bisher die Hand schützend über seinen designierten Nachfolger, der ihn erst im Jahr 2013 beerben soll.

Über die vom Vorstand vorgeschlagene Dividende dürfte es unter den Aktionären wenig Murren geben, denn immerhin soll es für jede Aktie noch 25 Cent geben, obwohl die Gesellschaft im vergangenen Jahr unter dem Strich einen Verlust von 13 Millionen Euro verkraften musste. Ohne den Dauerverlustbringer bmi erzielten die fortgeführten Geschäftsbereiche aber ein positives Ergebnis, begründete Franz die Ausschüttung des Bilanzgewinns von 114,5 Millionen Euro: "Das Vertrauen in die Lufthansa-Aktie und in die positive Entwicklung unseres Unternehmens lohnt sich. Deshalb wollen wir auch in diesem Jahr unsere Aktionäre am operativen Erfolg beteiligen."

Falsches Signal

Die Beruhigungspille für die auch vom Kursverlauf gebeutelten Aktionäre steht allerdings im krassen Gegensatz zum eingeschlagenen Sparkurs. "Wir sehen die Dividende sehr kritisch. Das Geld fehlt dem Unternehmen und es setzt ein falsches Signal in den Konzern", meint etwa der Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment. Er stützt den Sanierungskurs von Franz, sorgt sich aber nicht zuletzt wegen des Abgangs von Finanzvorstand Stephan Gemkow um die Arbeitsbelastung des Spitzenmanagements. "Es sind derzeit schon sehr viele Baustellen."

Zu den kleineren gehört da wohl der Rechtsstreit mit enttäuschten Stammkunden. Aus Prozessen um die Abwertung von Bonusmeilen entstand Streit um die Frage, wie Lufthansa die an Kunden ausgegebenen Meilen in der Bilanz bewerten muss. In einem ersten Prozess hatte das Landgericht Köln entschieden, dass Lufthansa die Kunden nicht früh genug über die Änderungen der Meilenwerte informiert hatte. (APA, 6.5.2012)