Klaus Buchleitner

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Er hat Rohre verlegt, Unkraut ausgerissen und beim Ernten am elterlichen, 70 Hektar großen Hof (Pflanzenanbau), im Marchfeld geholfen, während seine Mitschüler aus dem Internat mit den Eltern in die Ferien fuhren. Das war die Jugend von Klaus Buchleitner, der Jahre später als Chef und Sanierer der Raiffeisen Ware Austria (RWA) auf sich aufmerksam machte - und nun Erwin Hameseder an der Spitze der Raiffeisenlandesbank NÖ/Wien sowie der Raiffeisen Holding Niederösterreich folgt.

Den Hof sollte, das stand schon früh fest, sein jüngerer Bruder übernehmen. Buchleitner wollte studieren. Der spätere Jurist ist ein gutes Beispiel für den Wandel in den Führungsetagen der Raiffeisen Organisation, der sich in den vergangenen Jahren - und zwar bis hin zu den Geschäftsleitern der örtlichen Raiffeisenbanken - vollzogen hat. Die Entscheidungsträger - überwiegend Männer, Frauen sind noch immer eher die Ausnahme - sind sprachgewandt, haben ein oder mehrere Studien und bringen Auslandserfahrung mit. Der seit einem Jahr amtierende Uniqa-Chef Andreas Brandstetter gehört ebenso in diese Riege.

Gefragt, ob er den Spitzenjob innerhalb der Raiffeisenorganisation übernehmen wolle, wurde Buchleitner bereits vor einem halben Jahr. Und er hat nicht lange überlegt - so wie seinerzeit, als er als Absolvent der Eliteuniversität Fontainebleau nicht dem Ruf der Weltkonzerne erlag und einen gut dotierten Job im Ausland annahm, sondern zur RWA wechselte.

Der heute 48-Jährige, der fließend Englisch und Französisch spricht, entschied sich damals für die RWA und Österreich, weil seine Frau - die er in der GiroCredit kennengelernt hatte und die ihm das Studium in Frankreich zum Teil finanzierte - schwanger war. Heute haben die beiden zwei Kinder, seine Frau arbeitet Teilzeit in einer Raika-Filiale in Mödling.

Er hätte damals übrigens auch die Zulassung für Stanford und Harvard gehabt, aber die einjährige Spezialausbildung für Hochschulabsolventen mit Berufserfahrung schien ihm die bessere Lösung als zwei Jahre in den Vereinigten Staaten.

Für Sport hat er zu wenig Zeit, aber seit fünf Monaten nimmt er wieder Klavierunterricht. Dafür ist Disziplin notwendig. Was das heißt, lernte er schon früh: Denn man braucht einfach viel Disziplin, wenn ein sechs Hektar großes Spinatfeld vor einem liegt und es gilt, das Unkraut wegzubringen. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 5.5./6.5.2012)