Riad - Das saudische Königshaus hat sich mit den Ägyptern wieder versöhnt, nachdem die Festnahme eines ägyptischen Anwalts im April zu einer Krise zwischen den beiden Staaten geführt hatte. König Abdullah von Saudi-Arabien empfing am Freitag eine Delegation aus Ägypten, zu der Vertreter mehrerer Parteien, Geistliche sowie der islamistische Parlamentspräsident Saad al-Katatni gehörten. Die Ägypter baten den König, den saudiarabischen Botschafter zurück nach Kairo zu schicken und den ägyptischen Anwalt Ahmed al-Ghizawi zu begnadigen. Nach Angaben des TV-Nachrichtensenders Al-Arabiya versprach der Monarch, der Botschafter werde an diesem Sonntag nach Ägypten zurückkehren. Die ägyptischen Arbeitnehmer seien in Saudi-Arabien immer willkommen.

Ghizawi war auf dem Weg zur islamischen Wallfahrt nach Mekka am Flughafen der saudischen Stadt Jeddah (Dschidda) festgenommen worden. Man warf ihm vor, er habe eine große Zahl von Pillen ins Land gebracht, die in Saudi-Arabien verboten sind. In seiner Heimat Ägypten wurde diese Darstellung angezweifelt. Vielmehr sei er wegen seines Einsatzes für ägyptische Gefangene in Saudi-Arabien bestraft worden, erklärten unabhängige Medien. Vor den diplomatischen Vertretungen Saudi-Arabiens kam es zu Protesten aufgebrachter Bürger. Saudi-Arabien schloss daraufhin seine Botschaft und mehrere Konsulate. Das versetzte viele Ägypter in Panik, die von den Überweisungen ihrer in Saudi-Arabien arbeitenden Angehörigen leben.

Klage gegen Abdullahs Regime

Ägyptens Muslimbruderschaft als stärkste politische Kraft des Landes bekannte sich zur Verteidigung der "Würde" ägyptischer Staatsbürger in anderen arabischen Staaten. Der Menschenrechtsaktivist Ghizawi soll eine Klage gegen das Regime von König Abdullah vorbereitet haben. Nach Erkenntnissen der Menschenrechts- und Gefangenenhilfe-Organisation Amnesty International geht die Königsdiktatur in Saudi-Arabien rigoros gegen Anhänger des "Arabischen Frühlings" vor, die demokratische Reformen verlangen. Die zur Anwendung kommenden Praktiken liefen darauf hinaus, Reformanhänger generell mit Terrorverdächtigen gleichzusetzen. Tausende Personen befänden sich in Haft, Folter und Misshandlungen seien allgegenwärtig. Insbesondere Angehörige der schiitischen Minderheit seien Verfolgungen durch die königlichen Behörden ausgesetzt.

Als die Massenproteste in Tunesien und Ägypten im Vorjahr die dortigen Despoten stürzten, hatten Behörden und Geistlichkeit in Saudi-Arabien die Bürger massiv unter Druck zu setzen versucht. Der Großmufti von Saudi-Arabien, Abdel Aziz al-Sheikh, hatte die Volksaufstände in arabischen Ländern als von "Feinden des Islam gesteuerte chaotische Aktionen" verurteilt, deren Ziel es sei, "die muslimische Welt zu spalten". Die "Feinde des Islam und ihre Knechte" stifteten zur Revolte an, um "die muslimische Nation im Herz zu treffen und sie zu spalten", war der höchste geistliche Würdenträger des Königreichs zitiert worden. Saudi-Arabien hatte im März 2011 Soldaten in den Golfstaat Bahrain geschickt, um die Proteste der dortigen schiitischen Mehrheitsbevölkerung gegen die sunnitische Königsherrschaft niederzuschlagen. (APA, 4.5.2012)